Zukunft: von Roma für Roma
Roma sind die größte Minderheit Europas. Sie gehören jedoch gleichzeitig zu einer der ärmsten und meist diskriminierten Gruppen. Inoffiziell wird der Bevölkerungsanteil der Roma in Serbien mit 600.000 Angehörigen auf 9 Prozent geschätzt. Studien der letzten Jahre zeigen eine eindeutige Benachteiligung der Roma und besonders der Romnja auf dem serbischen Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft.
Bereits während der Schulzeit erhalten Angehörige der Minderheit weniger Chancen auf Bildung und somit schlechtere Voraussetzungen für ihr Arbeitsleben. Der Menschenrechtskommissar des Europarates weist auf die Bildungssegregation in Serbien hin, insbesondere auf die Abweisung der Roma-Kinder in segregierte Roma-Schulklassen sowie in Sonderschulen für Kinder mit Lernbehinderung. Auch hier zeigen sich die Auswirkungen der kumulativen Diskriminierung, die den Roma institutionell und zwischenmenschlich alltägliche Hürden bringt. Fehlende Bildung bedeutet oft schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und verhindert den Weg aus der Armut. Der Kreislauf aus gesellschaftlicher Diskriminierung, wirtschaftlicher Benachteiligung und Armut reproduziert sich so über Generationen.
Rechte stärken für ein souveränes Leben
Mit dem Engagement des FRS und SODI wurden erste Schritte zur Stärkung der Menschenrechte von Roma umgesetzt. Es wurden Gemeindezentren in Kragujevac, Požarevac and Novi Sad ins Leben gerufen. Sie fungieren als Mittler und Ansprechpartner zwischen Behörden und Roma-Communities. Sie tragen so zur Sichtbarkeit und politischen Teilhabe der Minderheit bei. Gleichzeitig organisieren sie individuelle Beratungsangebote, Workshops und bringen die Informationen in die Roma-Gemeinden, welche oft als informelle Siedlungen wenig Zugang zu Informationen und Infrastruktur haben. Durch Besuche in lokalen Firmen konnten bereits Jobs vermittelt werden.
Bei den monatlichen Gemeindetagen wurden je nach Bedürfnis verschiedenste Themen behandelt: von der Förderung der Beschäftigung, über Unterstützung bei Einschulungen oder der Beschaffung offizieller Dokumente, bis hin zur Prävention von Bränden, tragen alle Themen dazu bei, die Lebenssituation der Roma in Serbien zu verbessern. 81 Personen, davon 42 Rückkehrer*innen nahmen im zweiten Quartal 2018 an den Veranstaltungen teil. Ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Arbeit war hierbei auch 2018 die Zielgruppe der Rückkehrer*innen. 79 von ihnen wurden über Projekte für Rückkehrer*innen von April bis Juni informiert. 59 von ihnen bewarben sich um diese Programme. Insgesamt profitierten von Januar bis Juni 2018 bereits 1410 Roma von den Angeboten der Zentren. 634 von ihnen waren Rückkehrer*innen.
Die Aktivitäten der Gemeindezentren sind von großem Interesse begleitet. Nicht nur ihre Nutzer*innen, sondern gleichfalls die lokalen Behörden und Gemeinden blicken positiv auf die Aktivitäten des Trägers des Projektes und SODIs Partner, Forum Roma of Serbia. Dieses richtet seine Arbeit auf eine Kooperation mit jenen Behörden und auf die Vernetzung mit anderen Roma-Organisationen aus.
Bildung als Grundlage einer gestärkten Position
Der Bildungsweg beginnt bereits mit der Anmeldung der Kinder in Kindergärten oder Grundschulen. Hier erschwert die strukturelle Diskriminierung seitens der Behörde und der Institutionen den Einstieg in die serbische Gesellschaft. „Sozialer Ausschluss schadet jungen Menschen. Lange Arbeitslosigkeit führt zu finanzieller Unsicherheit und psychischen Problemen”, sagt Suzana Marković (Amt für lokale Wirtschaftsentwicklung). Deshalb wurde ein Großteil der Kapazitäten in die Bildung und Berufsvorbereitung investiert. In Kragujevac wurde der hohen Schulabbrecherquote durch Nachhilfe entgegengewirkt. Die Anmeldungen in Kindergärten sind von 3 auf 16 Kinder angestiegen. Am vorbereitenden Vorschulprogramm nahmen sogar 41 Kinder teil, 24 von ihnen Mädchen. Weiterhin erhielten 13 von Versetzung gefährdete Jugendliche Nachhilfe in Serbisch und Mathematik. In Požarevac waren es 20 Schüler*innen, 13 in Novi Sad. Auch die psychologische Beratung und Beratung für die Anmeldungen an Universitäten nahmen einen wesentlichen Platz in den Zentren ein. So profitierten ca. 200 Schüler*innen vom Programm. „Die Wirkung werden wir erst bei den Abschlussprüfungen im August sehen”, sagt Dejan Markovic, Projektmanager beim FRS. Um der Bildungssegregation auch institutionell entgegenzuwirken, ermutigte das Team im Mai Gemeinden zur Umsetzung des Aktionsplans für Roma und gegen die Tendenz Roma-Kinder in separate Gruppen z.B. im Kindergarten unterzubringen.
Einzel- und Gruppenangebote zeigen hohen Bedarf
Ein dritter wichtiger Bestandteil der Projektarbeit sind die Einzel- und Gruppenberatungen durch Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen sowie Rechtsberater*innen. Die Beratungen umfassen administrative Hürden, wie das Schreiben von Bewerbungen oder die Anmeldung zur Kinderbetreuung sowie Empowerment und die Einforderung ihrer Rechte. Aber auch die Aufklärung über verfrühte Ehen und die Vorbereitung auf den Schuleinstieg werden durch die psychologische Beratung umgesetzt. Über 1000 Menschen nahmen von April bis Juni 2018 die Angebote der drei Zentren wahr.
2018 wird ein weiteres Projekt in Serbien die Position der Roma stärken. Gemeinsam mit unserer lokalen Partnerorganisation URBO wird im Gründungszentrum Postart der Grundstein für die Steigerung der erfolgreichen Jobvermittlungen und Beschäftigungen gelegt. Zu den Projekten.
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