Diskiminierung von Rom*nja verschärft sich
Auf der vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma organisierten Konferenz „Roma as integral part of Ukraine“ diskutierten am 14.Juni neben Vertreter*innen von Rom*nja Organisationen, auch ukrainische sowie internationale politische und zivilgesellschaftliche Akteur*innen das vorab veröffentlichte Strategiepaper des Zentralrats der Sinti und Roma, arca und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Mit dabei war auch SODI.
Foto mit freundlicher Erlaubnis von Murad Yuzbashev.
„Für die Teilhabe am Wiederaufbauprozess der Ukraine ist die Zusammenarbeit zwischen Behörden und zivilgesellschaftlichen Organisationen, die Stärkung von Frauen- und Jugendnetzwerken sowie die Bekämpfung von Antiziganismus als die Hauptursache für die Diskriminierung von Rom*nja von entscheidender Bedeutung und der Schlüssel zur Verbreitung eines positiveren Narrativs und Stärkung der Rom*nja-Zivilgesellschaft.“, fasst Marie Robinski, Programm-Managerin für Ost- und Südosteuropa, Ukraine und Anrainerstaaten, die Kernpunkte der Konferenz zusammen.
Die Situation der Rom*nja seit dem russischen Angriffskrieg
Das Positionspapier der Konferenz analysiert, wie verschiedene strukturelle Diskriminierungen zu einer Verschlechterung der Situation der Rom*nja in der Ukraine führen: „Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 ist es zu gewalttätigen Übergriffen auf Rom*nja, vor allem in der Westukraine gekommen. Andere Roma wurden bei Evakuierungen diskriminiert,bei der Ansiedlung an neuen Orten als Binnenvertriebene oder bei dem Versuch, aus dem Land zu fliehen.
Viele systembedingte Probleme, mit denen Roma in der Ukraine vor der groß angelegten Invasion konfrontiert waren, haben sich zunächst durch Covid-19 und dann durch den Krieg verschärft. So auch das Problem des Mangels an Dokumenten. Zusätzlich zu den den üblichen Problemen mit Ausweispapieren gibt es nun auch Hindernisse bei der Entschädigung für beschädigten Wohnraum und Unterstützung bei dessen Wiederherstellung, da keine Dokumente vorliegen, die das Eigentum bestätigen.
Die Bildung von Roma-Kindern wurde zu einer noch größeren Herausforderung, da zunächst in der Covid-19-Pandemie und nun aufgrund des Krieges viele Kinder nicht am Schulunterricht teilnehmen können, z. B. weil viele von der Online-Teilnahme ausgeschlossen sind, weil es an technischen Geräten oder Lernräumen zuhause fehlt. Interventionen sind notwendig, um zu verhindern, dass eine ganze Generation ohne angemessene Bildung aufwächst.“
Ansätze für nachhaltige Unterstützung von Rom*njas
SODIs Partnerorganisation Chiricli rief dazu auf, Rom*nja mit Behinderungen stärker im derzeitigen Kriegskontext beim Zugang zu humanitärer Hilfe zu beachten. Gleichzeitig sollte Übergangshilfe weitergedacht werden und Maßnahmen zur Förderung von Kinder - sowie Frauenrechten implementiert werden, forderte Natalie Tomenko von arca.
Foto mit freundlicher Erlaubnis von Murad Yuzbashev.
Die Geschäftsführerin von SODI, Anna Goos, stellte die Bedeutung des Rom*nja-zu-Rom*nja-Ansatzes bei der Zusammenarbeit mit Rom*nja-Selbstorganisationen als Erfolgsmodell heraus: „Rom*nja-Selbstvertretungsorganisationen haben den besten Zugang zur besonders marginalisierten Gruppe der Rom*nja, die auch im Fluchtkontext Diskriminierungen ausgesetzt sind.“ Wichtig sei dabei ein ganzheitlicher Ansatz, der mehrere Ebenen umfasst, führt Frau Goos weiter aus: „Erstens, die Arbeit mit Rom*nja selbst, die neben der unmittelbaren humanitären Hilfe auch die Schaffung von Perspektiven für eine bessere soziale, wirtschaftliche und politische Teilhabe – beispielsweise durch die Teilnahme an Berufsbildungen, Bewerbungstrainings, Beratungen zu eigenen Rechten und Ansprüchen auf Unterstützung – einbeziehen muss.
Zweitens, die Stärkung der Rom*nja-Organisationen, insbesondere durch Kooperation und in diesem Kontext bereitgestellte Schulungen zum Kapazitätsaufbau. Und drittens die Unterstützung von anwaltlicher und Sensibilisierungsarbeit in der sogenannten Mehrheitsgesellschaft, um Diskriminierung und Ausgrenzung zu bekämpfen und strukturelle Veränderungen anzustoßen. Auf die langjährigen Projektkooperationen mit Rom*nja-Organisationen in den Balkanländern kann für die Unterstützung der Rom*nja im Kontext des Krieges gegen die Ukraine aufgebaut werden, bis hin zur direkten Beratung durch diese Organisationen bei der Umsetzung des nachhaltigen und ganzheitlichen Roma-zu-Roma-Ansatzes.“
SODI unterstützt geflüchtete Rom*nja aus der Ukraine in mehreren Projekten. So auch in Ungarn, wo Familien Lebensmittel, Hygieneartikel und Begleitung bei ihren ersten Schritten in Ungarn erhalten. Denn Diskriminierung begegnet ihnen unter anderem bei der Registrierung, der Wohnungssuche und der Anmeldung ihrer Kinder in den örtlichen Schulen. Erfahren Sie mehr auf den unten verlinkten Projektseiten.
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