Indien: Sichere Ernährung für tausende Familien
Mehr als 90 Prozent der Einwohner*innen des Distrikt Nilgiri im südlichen Bundesstaat Tamil Nadu leben in kleinbäuerlichen Familien von ihren eigenen Ernten. 14 Prozent von ihnen gehören zu den ethnischen Minderheiten der Adivasi, die aufgrund mangelnder Infrastruktur, sehr kleiner Anbauflächen und struktureller Diskriminierung ganz besonders von Mangel- und Unterernährung betroff en sind. Ihre ursprüngliche Lebensgrundlage waren die Ressourcen des Waldes (medizinische und essbare Pflanzen, Feuerholz), die aufgrund kommerzieller Ausbeutung und Abholzung inzwischen jedoch keine ausreichende Versorgung mehr bieten. Um die Ernährungssouveränität und das Einkommen von mehr als 2.000 Familien der Adivasi-Minderheit zu fördern, engagieren sich SODI und das Centre for Tribal Rural Development (CTRD) seit Mai 2020 in einem gemeinsamen Projekt.
Gesunde Ernährung durch ökologische Hausgärten
Die Projektteilnehmenden erhalten Werkzeuge, legen eigene Hausgärten an und lernen in Schulungen, wie sie diese ökologisch bewirtschaft en können. Auch die Herstellung und Verwendung von organischem Dünger wie Panchakavya, einem traditionellen Mittel aus regionalen Zutaten wie Kuhurin und Ghee, trägt zu einer Steigerung der Ernte und damit zur Sicherung der Ernährung bei. Die Haltung von Kühen, Ziegen und Hühnern ermöglicht die Erweiterung der Nahrungspalette um tierische Proteine und schafft neue Einkommensquellen. Anfang des Jahres hat das Projekt zudem mit Imkereitrainings und der Ansiedlung von Bienenvölkern begonnen. Die Zucht von Bienen bietet neben der Honigproduktion weitere Vorteile: Einerseits tragen die Bienen zur Biodiversität bei und andererseits helfen sie beim Schutz der Siedlungen vor wilden Elefanten. Abgeschreckt vom Brummen der Bienen halten sie sich von den Häusern und Gärten fern.
Bindhu ernährt sich von ihrem neu angelegten Hausgarten
Bindhu lebt schon ihr gesamtes Leben in dem Dorf Uluvadu in den Nilgiris-Bergen. Sie hat zwei Kinder und drei Enkelkinder. Früher ernährte sich die Familie von den wenigen lokal zur Verfügung stehenden Lebensmitteln wie Reis, Spinat oder wild wachsenden Knollen. Nur selten wurden zusätzliche Gemüsesorten dazugekauft. Ihre Ernährung war damit einseitig und stets unsicher. Seit Oktober 2020 engagieren sich Bindhu und ihre Tochter Manju in dem gemeinsamen Projekt von SODI und CTRD. Ihr Hausgarten ist einer von mehr als 290 Gärten, die seit Projektbeginn angelegt wurden. In ihm gedeihen nun 18 verschiedene Gemüse- und Kräutersorten wie Radieschen, Tomaten, Auberginen, Bohnen und Koriander. „Ich fühle mich jetzt sehr sicher, weil ich in meinem Garten viel frisches Gemüse anbaue. So muss ich mir keine Gedanken mehr über die Zutaten machen, um meiner Familie und vor allem den Kindern gesundes Essen zu kochen“, erzählt Bindhu zuversichtlich. Innerhalb von neun Monaten konnte die Familie bereits 142 kg Gemüse ernten und daraus ausgewogene Mahlzeiten zubereiten. Vor allem während der Coronapandemie erwies sich der Hausgarten als lebenswichtig. Während strenger Lockdowns und massiver Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit waren die Einkommensmöglichkeiten zusätzlich erschwert und der lokale Zugang zu Lebensmitteln entfi el teilweise völlig. Bindhu und ihrer Familie hat der Garten durch diese schwierige Zeit geholfen. Rückblickend erklärt sie: „Ich muss mir keine Sorgen mehr machen, dass mein Mann während der Pandemiezeit loszieht, um Gemüse zu kaufen. Er muss nur noch aus dem Haus in unseren Garten gehen und sein Lieblingsgemüse ernten.“ Der Gemüseanbau ist auch langfristig gesichert: Die eigenständige Gewinnung von Saatgut sowie das Erlernen von ökologischen, den Boden schonenden Anbaumethoden schaff en die Bedingungen für eine gute Zukunft. Für über 290 Familien konnte so in der Coronapandemie eine vielseitige Ernährung gesichert werden. Unterstützen Sie uns darin, weitere Familien zu erreichen und langfristig Hunger zu bekämpfen!
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