Internationale Solidarität in Zeiten von Corona: Wie beeinflusst das Corona-Virus unsere Projektarbeit?
Wir von SODI haben unsere Arbeit größtenteils nach Hause verlagert, um unseren Teil zur Eindämmung der Pandemie beizutragen. In unseren Projektländern weltweit werden ebenfalls Maßnahmen wie Schulschließungen und intensive Aufklärung zu Schutzmöglichkeiten durchgeführt, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen blicken wir voller Sorge auf die Ausbreitung des Corona-Virus – und handeln! Zum einen setzen wir alles daran, die laufende Projektarbeit soweit wie möglich ungemindert fortzuführen. Zum anderen klären die Mitarbeiter*innen unserer Partner die Bevölkerung in der DR Kongo, in Kamerun, Namibia und auch in Serbien über das neue Virus und konkrete Handlungsmöglichkeiten auf.
Information ist Prävention
Wir stehen in regelmäßigem Kontakt mit unseren Partnerorganisationen. Wie wir in Deutschland, müssen auch sie in ihren Ländern mit Herausforderungen wie der Einschränkung des öffentlichen Lebens umgehen. Hinzu kommt die berechtigte Angst vor der vollkommenen Überlastung der ohnehin nur rudimentär vorhandenen Gesundheitsversorgung.
Schwache Gesundheitssysteme erhöhen das Risiko in afrikanischen Ländern
Das Corona-Virus stellt unsere afrikanischen Projektländer vor große Herausforderungen. Die oft schwachen Gesundheitssysteme und schlechte sanitäre Infrastruktur, aber auch Mangelernährung in armen Regionen sowie Krankheiten wie Tuberkulose, Cholera oder Malaria schwächen das Immunsystem vieler Menschen und tragen so zur Verbreitung der Pandemie bei. Wie hierzulande führen die Einschränkungen des öffentlichen Lebens auch zu vielen wirtschaftlichen Herausforderungen.
In Namibia steht die sich bekanntermaßen weltweit rasant beschleunigende Ausbreitung des COVID-19-Virus‘ erst am Anfang. Gleich zu Beginn wurden nicht nur die Grenzen zu den Nachbarländern, sondern auch die Schulen geschlossen. Der landesweite Lockdown wurde auf den 5. Mai verlängert, denn es kann, wie in den anderen betroffenen Ländern, mit einer von nun exponentiell steigenden Zahl an Infizierten gerechnet werden. Um diesem Szenario entgegenzuwirken, hat EduVentures begonnen, Informationsmaterial zur Aufklärung zum richtigen Verhalten und zur Verringerung der Ansteckungen zu planen. In Südafrika hat PACSA örtliche Behörden kontaktiert und mit der Verteilung von Lebensmitteln an Menschen begonnen, die ausgelöst durch eine strikte Ausgangssperre zurzeit keine Einkommensquellen haben.
Auch in Kamerun und der DR Kongo bereiten unsere Partnerorganisationen erste Maßnahmen vor. Draufsicht Bamenda (Kamerun) räumt mit einer Videoreihe in den sozialen Netzwerken über kursierende Mythen auf und gibt Tipps zur Vermeidung der Ansteckung mit dem Virus. „Bis jetzt konnten wir 15.000 Menschen mit unserer Botschaft erreichen“, berichtet Dzebam Godlove von Draufsicht Bamenda.
In der DR Kongo ist der Bau von Wasserleitungen und Hygienekursen bereits Bestandteil des 2018 gestarteten Projektes. Aufbauend auf dieses Projekt plant die Partnerorganisation UGEAFI weitere Aktivitäten zur Reduzierung der Ausbreitung des Virus, insbesondere in der Region Süd-Kivu.
Rom*nja sind besonders betroffen
In Serbien ist die ohnehin schon europaweit von struktureller Diskriminierung betroffene Minderheit der Rom*nja in besonderem Maße von der Bedrohung durch Corona betroffen. Zum einen bieten die häufigen Lebenssituationen in informellen Siedlungen ohne Strom und Wasser sowie die beengten Wohnverhältnisse, z.B. in Serbien oder Bulgarien, wenig Möglichkeiten die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen. Fehlender Zugang zum Internet verhindert die weitere Beschulung der Kinder und hängt sie somit weiter ab. Die strukturelle Diskriminierung und Vorurteile schlagen sich ebenfalls in der medizinischen (Nicht)Behandlung nieder.
Zum anderen brechen durch die vielerorts verordneten Einschränkungen des öffentlichen Lebens viele Einkommensquellen weg und verschärfen die ohnehin schon prekäre Situation der Familien weiter, die oft auch keine Zugänge zu staatlichen Sozialleistungen haben. Unsere Partnerorgansiation, das FRS (Roma Forum Serbia) klärt deshalb mit Aushängen über die Situation auf und unterstützt bei der Vermittlung von Versorgungsangeboten. Für die am stärksten betroffenen Familien wollen sie Hilfsgüter und Hygieneartikel bereitstellen. Da Beratungen und Veranstaltungen nicht direkt stattfinden können, versuchen die Mitarbeiter*innen, ihre Beratungsangebote weiter über Telefon und E-Mails für die Menschen zu gewährleisten.
Zusätzlich forderten der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, das FRS und andere Roma-Organisationen am 2. April die Regierungen der betroffenen Länder, die Europäische Union und einzelne Mitgliedsstaaten dazu auf, die derzeitige Situation umgehend und nachhaltig zu verbessern.
Den Blick nach außen nicht verlieren! Bündnisse und Hilfsorganisationen bleiben auch in der Krise aktiv
In diesen schweren Zeiten müssen wir das Band der internationalen Solidarität umso fester knüpfen. Denn das Corona-Virus trifft die ärmsten Länder besonders hart. Das Bündnis Aktion Deutschland Hilft, in dem auch SODI Mitglied ist, appelliert an die internationale Solidarität und ruft zu Spenden für den Kampf gegen die Corona-Pandemie auf.
SODIs Dachverband VENRO appelliert an die Bundesregierung: Deutschland müsse auch in Zeiten der Corona-Pandemie zu seiner internationalen Verantwortung stehen. Eine deutliche Aufstockung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe im Bundeshaushalt 2021 sei der richtige Weg.
Bereits Anfang März machte SODI auf die fehlende Unterstützung von entwicklungspolitischen Vereinen aufmerksam. Trotz geringerer Kreditwürdigkeit und weniger Rücklagen stehen gemeinnützige Vereine vor gleichen Hürden wie die private Wirtschaft: Mitarbeitende sind in ihrer Arbeitsfähigkeit aufgrund fehlender Kinderbetreuung eingeschränkt, Zahlungsflüsse von Förderinstitutionen stehen infrage, wichtige Dienstleistungen sind nicht gewährleistet. Venro reagierte Anfang April auf die Lage seiner Mitgliedsorganisationen. Dr. Bernd Bornhorst, Vorstandsvorsitzender von VENRO, sagte Anfang April: „Die Corona-Pandemie stellt Entwicklungs- und humanitäre Organisationen vor teilweise existentielle Probleme. Gleichzeitig sehen sie sich neuen Herausforderungen gegenüber. Sie müssen dynamisch auf die Krise reagieren und ihre Projektmaßnahmen anpassen. Wir brauchen daher Unterstützungsmaßnahmen für NRO, damit sie selbst diese schwierige Zeit unbeschadet überstehen und weiterhin die international noch dringender gewordene Zusammenarbeit leisten können.“ Nur so könne man die Vielfalt und Handlungsfähigkeit der entwicklungspolitischen und humanitären Organisationen erhalten.
Aber die Unterstützung durch NROs ist nur ein Teil der Maßnahmen, die in diesen schweren Zeiten nötig sind. Verschuldeten Staaten des Globalen Südens darf die Möglichkeit zum eigenen Handeln nicht verbaut werden. Forderungen nach Schuldenerlasse für die ärmsten Länder werden laut. Ein zinsfreies Schuldenmoratorium für Staatsschulden gegenüber den Gläubigerstaaten ist der richtige Weg, um auf COVID-19 zu reagieren. Denn wie im Blog von erlassjahr.de erklärt, verschlingt der Schuldendienst ärmerer Länder durchschnittlich mehr Mittel als die Aufwendungen für öffentliche Gesundheit. So steht zu erwarten, dass die Corona-Krise die ohnehin schon prekäre Lage der Gesundheitssysteme vieler armer Länder weiter verschlechtert, indem sie die Wirtschaftsleistung zusätzlich schwächt und diese wiederum durch Rückkopplungseffekte effektive Maßnahmen für ein funktionierendes Gesundheitssystem verringern.
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