Solidarität für Gesundheit in Belarus
Besonders Kinder sind gesundheitlich betroffen. Seit über zehn Jahren engagieren sich die ehrenamtlichen SODI-Gruppen entlang der Oder deshalb für mehr Gesundheit und ein besseres Leben in der strahlenbelasteten Region.
Mit ihrer aktuellen Aktion wollen sie bis April 2021, dem 35. Jahrestag der Katastrophe, einen neuen Kleinbus beschaffen, um die mobile Strahlenmessung in Dörfern wie Otwertschitschi weiter zu ermöglichen. Diese Untersuchungen durch das Strahleninstitut BELRAD sensibilisieren die Menschen für die unsichtbare Gefahr. Pektin kuren und Gesundheitskuren, für die am stärksten betroffenen Kinder, unterstützen die Familien in der Region.
Jürgen Sobeck, SODI-Gruppe Eisenhüttenstadt, berichtet in seinem Beitrag über die Arbeit der Gruppe. Generationsübergreifend zeigen hier Jung und Alt, wie man gemeinsam viel erreichen kann.
Was Glienicker Bürger mit dem fernen und doch so nahen Belarus verbindet
Glienicke-Nordbahn ist ein Ort, von dem Berliner sagen würden: Der liecht ja JWD (Janz weit draußen). Liegt er auch. Das macht ihn nicht weniger anziehend und attraktiv, allein schon wegen seiner idyllischen Lage. Um es genauer zu sagen: die Gemeinde ist ein Stück Brandenburg, das Reinickendorf als Berliner Nachbarn an seiner Seite hat.
Aus Guben, Eisenhüttenstadt, Frankfurt (Oder), Fürstenwalde/Spree und Schöneiche kommend, machten sich acht Mitglieder und Sympathisanten der SODI-Gruppe Eisenhüttenstadt-LOS am 7. März 2020 auf den Weg nach Glienicke. Die Älteste zählt 83 Jahre, der Jüngste in der Gruppe ganze 12 Jahre. Was verbindet eine 83jährige, einen 12jährigen Jungen und die anderen?
Es ist ein gemeinsames Anliegen, das sie bei SODI zusammenbringt: Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Das Kürzel SODI steht für eine seit 30 Jahren weltweit tätige Organisation. Sie hat in diesem Zeitraum über 1.000 nachhaltige Hilfsprojekte in 40 Ländern realisiert. Eine Region, deren Menschen dieser Hilfe dringend bedürfen, ist das von Tschernobyl betroffene Gebiet in Belarus. Fast ein Viertel des Territoriums des Landes wurde 1986 radioaktiv verstrahlt und wird es über Jahrtausende hinweg sein. Besonders die Kinder sind es, die unter den Spätfolgen einer Katastrophe zu leiden haben. Im fernen und doch so nahen Belarus befindet sich das Dorf Otwertschitschi im Kreis Stolin. 1985 nahm dort eine Gemeinschaftseinrichtung von Schule und Kindergarten ihren Betrieb auf. 462 Kinder und Jugendliche besuchten sie damals. Über die Jahrzehnte hinweg hat sich deren Zahl jedoch drastisch verringert: nur noch 38 Schüler*innen und fünf Kita-Kinder besuchen diese Einrichtung. Es sind Kinder, die von sich sagen: „Wir wissen, dass wir krank sind, aber wir denken nicht immer daran...“ Seit zwölf Jahren wird ihnen und anderen Kindern Hilfe zuteil, die mit viel Herzblut, Engagement und Spenden gegeben wird.
Zwei der Unterstützer*innen, die sich seit 2008 engagieren, haben seit 1973 in Glienicke/Nordbahn ihr gemütliches Zuhause: Brunhilde und Hans Burkhardt. Beide waren an diesem 7. März unsere Gastgeber. Am S-Bahnhof Hermsdorf angekommen, wurden wir sehr herzlich von ihnen begrüßt. Nach einem erbaulichen Spaziergang, der den Frühling erahnen lies, am Haus unserer Gastgeber angekommen, begann der so genannte offizielle Teil unseres Treffens. Unsere SODI-Gruppe feierte ihren elften Geburtstag auf die für sie typische Weise: den Blick zurück auf Erreichtes und den nach vorn, zu dem, was wir uns bis 2021, zum 35. Jahrestag der Tschernobylkatastrophe, vornehmen.
Hagen Weinberg, Sprecher der fünf SODI-Gruppen in der Oderregion, würdigte das Engagement der AG Patenschaften der Gesamtschule 3, Eisenhüttenstadt. Zu 90 Prozent habe sie ihre Vorhaben aus dem Jahresplan 2020 bereits erfüllt. Man sah den drei Vertreter*innen der AG den Stolz an, mit dem sie diese Würdigung aufnahmen. Was aber wäre unsere Gruppe ohne die treuen Spender*innen für die Hilfsprojekte in Belarus? Zwei davon sind Brunhilde und Hans Burkhardt. Mittlerweile gibt es in Glienicke/Nordbahn einen über Jahre hinweg gewachsenen festen Stamm von Glienicker Bürgern, die spenden. Manche*r von ihnen wird schon mal auf unkonventionelle Weise angesprochen. So erlebten wir bei einem Spaziergang durch den Ort die über Jahre gewachsene Gemeinschaft im Engagement für die Kinder in Belarus. Einen vorüberfahrenden Radfahrer stoppte Brunhilde kurzerhand. Es bleibt nicht beim üblichen „Wie geht’s?“, die Frage nach der nächsten Spende für die Hilfsprojekte in Belarus schließt sich an. Beide kennen sich seit Jahren. So kann sich Brunhilde diese unkomplizierte Art der Nachfrage erlauben. Dieses Dranbleiben, die engagierte Suche nach neuen Möglichkeiten, um in Belarus helfen zu können, ist in diesem Jahr besonders wichtig. Die in die Jahre gekommene mobile Messtation, ein Autobus mit Geräten zur Messung der Strahlenbelastung, bedarf eines neuen Fahrzeuges. Dies kostet 35.000 Euro. Bis 2021 soll das aus Spenden und über Sponsoring gesammelt werden. Eine fürwahr hohe Messlatte! Aber das bisher Erreichte und der treue Stamm von Spender*innen gestatten Optimismus, sie zu meistern.
Jürgen Sobeck | SODI!-Gruppe Eisenhüttenstadt-LOS
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