Die „Saat“ für ein selbstbestimmtes Leben
Die Einführung von Monokultur-Plantagen und die Ausbeutung der Region haben das Leben der Adivasi, einer ethnischen Minderheit in den südindischen Nilgiris-Bergen, stark beeinträchtigt. Viele von ihnen leben in Armut. Gemeinsam mit dem lokalen Partner CTRD unterstützt SODI 500 Kleinbäuerinnen und -bauern beim Aufbau einer Teekooperative. Sie lernen durch organischen Anbau den Ertrag zu steigern und Boden und Wasser zu schützen. Die künftigen Erträge ermöglichen ihnen ein würdevolles, selbstbestimmtes Leben.
Die Entwicklung der Nilgiri-Berge im Dreistaateneck Kerala sowie Tamil Nadu und Karnataka zum Teeanbaugebiet begann bereits in der Kolonialzeit. Für die dort lebende Minderheit der Adivasi war das ein radikaler Einschnitt. Lebten sie bis dahin von den Ressourcen des Waldes und im Einklang mit der Natur, mussten sie ihr Leben nun ohne jede Vorbereitung komplett umstellen. Bis heute weichen die zusammenhängenden Waldgebiete immer mehr dem Tee. Weitestgehend vergessen von Entwicklungsplänen der indischen Regierung bauen sie seitdem grünen Tee an. Doch der Anbau von Monokulturen, der Verlust von Humus nach starken Regenfällen sowie Wassermangel in der regenarmen Zeit führten zu einem stetigen Rückgang der Erträge und brachten die lokale Bevölkerung in immer größere Armut. Zudem erfordert der Anbau von grünem Tee Kenntnisse über Düngung, Bewässerung, Pflücktechniken und das regelmäßige Beschneiden der Pflanzen. Ohne diese Kenntnisse hat noch nicht einmal die Hälfte der Teeernte die ausreichende Qualität, überhaupt weiter verarbeitet werden zu können. Ist der Tee dann erst geerntet, ist Eile geboten. Ohne eigene Transportmöglichkeiten in die nächste Teefabrik haben die Teebäuerinnen und Teebauern keine andere Wahl, als die schnell welkenden Teeblätter zu niedrigen Preisen an Zwischenhändler zu verkaufen.
Zusammen ist man stärker
Die Gründung von Selbsthilfegruppen durch SODIs Projektpartner CTRD ist der Anfang eines Prozesses, an dessen Ende selbstbestimmte indigene Kleinbäuerinnen und Kleinbauern stehen, die eine faire Bezahlung für ihre Produkte erhalten. 37 solcher Gruppen sind bereits gegründet und bilden zusammen die Assoziation der Stammesbäuerinnen und -bauern. CTRD schult die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in der Produktion und Anwendung von organischem Dünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln und in den richtigen Methoden für Anbau und Ernte. Die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern bauen den Tee in einer Mischkultur mit Pfeffer und einer einheimischen Baumart an, denn so verhindern sie eine einseitige Nutzung und Erosionsschäden. Zudem ermöglicht ihnen der Verkauf von Pfeffer ein zusätzliches Einkommen. Die Gruppenmitglieder erhalten die Setzlinge dafür aus einer selbstverwalteten Gärtnerei.
Um die Rolle der Produzent*innen zu stärken, plant CTRD den Bau einer lokalen Teefabrik. Von zentralen Sammelstellen in der Nähe der Dörfer wird der frisch geerntete Tee dorthin transportiert und weiter verarbeitet. Die Fabrik wird später von der Tribal Tea Producer Company geleitet, einem Unternehmen der Assoziation der Stammesbäuerinenn und -bauern. So bleibt der Gewinn aus dem Teeanbau in den Händen der indigenen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern.