Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe der Rom*nja in der Ukraine
Rom*nja gehören zu den am stärksten diskriminierten Minderheiten in der Ukraine. Sie sind verschiedenen Diskriminierungsformen in allen Lebensbereichen ausgesetzt. Die Partnerorganisation Roma Women Fund Chiricli und SODI setzten sich durch Empowernment-Workshops und Sensibilisierungsarbeit für bessere Zukunftschancen der Rom*nja in der Ukraine ein.
Ausgangssituation
In der Ukraine leben Schätzungen zufolge zwischen 200.000 und 400.000 Rom*nja. Sie sind die verletzlichste Minderheit im Land und im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen in der schwierigsten sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lage. Vorurteile gegenüber Rom*nja sind tief in der Gesellschaft verwurzelt. Sie sind direkter und indirekter Diskriminierung in allen Lebensbereichen ausgesetzt. Die ukrainische Regierung hat mit der Entwicklung einer Nationalen Strategie zur Inklusion der Rom*nja (2013-2020) erste positive Schritte dagegen unternommen, jedoch sind Rom*nja bis heute in gesellschaftlichen Prozessen auf kommunaler und regionaler Ebene unterrepräsentiert.
Um ihre Situation in der Ukraine zu verbessern, haben führende Persönlichkeiten der Rom*nja, Organisationen gegründet und schließen sich der europäischen Rom*nja-Bewegung an. Dieser Prozess des allmählichen politischen Erwachens unter den Rom*nja wurde von einem parallelen Prozess im Bereich von Kunst und Kultur begleitet.
Maßnahmen
Das Projekt trägt dazu bei, Rom*nja bessere Zukunftschancen in der Ukraine zu ermöglichen, indem es ihre gesellschaftliche Teilhabe in den vier Regionen Transkarpatien, Saporischschja, Tschernihiw und Kiew stärkt.
Junge Rom*nja-Bürgervertreter*innen werden durch Empowerment-Workshops befähigt, die Interessen ihrer Gemeinschaften auf kommunaler und regionaler Ebene zu vertreten. Finanziert durch Kleinprojektförderungen, führen sie selbstorganisierte Maßnahmen durch, die den Dialog zwischen Rom*nja-Gemeinschaften und ihren Nachbarn*innen, den Austausch mit Behörden und öffentlichen Stellen sowie ein besseres Verständnis der Situation der Rom*nja in der Bevölkerung fördern.
Die Stärkung der Minderheit durch Kapazitätsaufbau allein reicht jedoch nicht aus, es braucht auch Sensibilisierungsarbeit, um die Realität der Rom*nja bekannter zu machen, Vorurteile zu bekämpfen und um perspektivisch zu einem positiven Klima des Miteinanders zu gelangen.Durch Kulturveranstaltungen und Kampagnenbeiträge erhalten Rom*nja eine Stimme, die ihr Selbstbewusstsein stärkt und der ukrainischen Öffentlichkeit und staatlichen Stellen ein besseres Verständnis für ihre Lebenssituation, Traditionen und ihr kulturelles Erbe erlauben. In diesem Rahmen werden die Roma Cinema Days in Kiew veranstaltet, die Romani-Filmemacher*innen ermöglichen, ihre Werke zu präsentieren und gleichzeitig einen tiefen Einblick in die Romani-Kultur geben.
Durch Begegnungsformate mit (Rom*nja)-Akteuren der deutschen Zivilgesellschaft werden Erfahrungen ausgetauscht und neue Impulse gegeben: In einem Fachgespräch mit Expert*innen und Aktivist*innen aus der Ukraine und Deutschland wird gemeinsam eruiert, welchen Beitrag Romani-Kulturproduktionen zu einer positiven Wahrnehmung und Sichtbarmachung der Rom*nja in der ukrainischen Gesellschaft beitragen können, wie diese gefördert, und in den ukrainisch-deutschen (Kultur-)Dialog integriert werden können.
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SODIs Partner vor Ort: Roma Women Fund Chiricli
Der Roma Women Fund „Chiricli“ hat sich die Entwicklung der Rom*nja-Kultur, die Bewahrung historischer Traditionen, die Verbesserung der sozio-ökonomischen und politischen Stellung der Rom*nja sowie die Bekämpfung ethnischer Diskriminierung und Intoleranz zum Ziel gesetzt. Seit seiner Gründung 2004 setzt sich Chiricli für die Rechte der Rom*nja ein und hat nationale und internationale Projekte zur Stärkung von Rom*nja-Gemeinschaften, zur Beteiligung der Rom*nja an lokalen Entscheidungsprozessen und zum Aufbau der Zusammenarbeit von Rom*nja-Organisationen mit staatlichen Stellen durchgeführt.
Ulrike Pusch
Programm-Managerin Ost- und Südosteuropa, Zentralasien und Nicaragua
Ulrike.Pusch@sodi.de