Berufliche Bildung und Rechte für Rom*nja
Rom*nja haben durch Vorurteile und Diskriminierung einen schweren Zugang zum Arbeitsmarkt. In der Region Braničevo fördern wir die soziale Inklusion der lokalen Rom*nja-Gemeinde durch die Unterstützung der Projekte des selbstverwalteten Karrierezentrums „Business Inkubator Požarevac“.
Ausgangssituation
Rom*nja gehören zu den größten Minderheiten in Serbien und Europa. Sie sind vielfachen Formen von Diskriminierung (politisch, sozial, wirtschaftlich, etc.) ausgesetzt, die wiederum allesamt miteinander verwoben sind. Die Konsequenzen, die daraus für die Rom*nja folgen, sind ein Teufelskreis aus mangelndem Zugang zu Bildung, Armut und Marginalisierung, der sich über Generationen hinweg erstreckt. Auf der Suche nach einer besseren Lebensperspektive, wanderten viele nach West- und Mitteleuropa aus. Mit der Einstufung Serbiens als „sicheres Herkunftsland“ werden sie jedoch verstärkt zurückgeführt und kämpfen nach ihrer Rückkehr nach Serbien erneut mit Armut, Diskriminierung und zusätzlich mit dem mangelnden Kontakt zu den lokalen Rom*nja-Gemeinden.
Es gibt eine nationale Strategie zur Inklusion der Rom*nja und der Rückkehrer*innen. Arbeit und Beschäftigung gelten hier als Schlüssel zu mehr wirtschaftlicher Selbstbestimmung und einer verstärkten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, um so auch Vorurteile gegenüber Rom*nja abzubauen. Fehlende Mittel und Kapazitäten in der lokalen Verwaltung bremsen diese Bemühungen jedoch aus, sodass weiterhin nahezu zwei Drittel der Rom*nja arbeitslos sind.
Auch in dem Bezirk Braničevo ist die Lage prekär: Hier leben Schätzungen zufolge über 7.500 Rom*nja. Laut einer Befragung sind unter ihnen lediglich acht Prozent der Männer und nur ein Prozent der Frauen formal angestellt, während die Zahl bei der Mehrheitsbevölkerung über 80 Prozent liegt.
Maßnahmen
Einstieg in die Arbeitswelt mit Praktika und Ausbildungen
Gemeinsam mit unserer langjährigen Partnerorganisation URBO knüpfen wir an unsere bisherigen erfolgreichen Projekte an und tragen zur Verwirklichung der Ziele der nationalen Inklusionsstrategie durch zivilgesellschaftliche Arbeit bei. Dabei unterstützen wir Angebote zur beruflichen Qualifizierung, um den Rom*nja und Rückkehrer*innen mehr Perspektiven in Hinblick auf Arbeit und Beschäftigung zu eröffnen.
Unter dem Leitgedanken „von Rom*nja für Rom*nja“ fußt die einzigartige Arbeit des Karrierezentrums auf einer wirklichen Beteiligung der Betroffenen. Die Mitarbeiter*innen von URBO nehmen eine wichtige Vernetzungsposition zwischen den Rom*nja-Gemeinschaften und den Arbeitgeber*innen ein, indem sie motivierende, beratende und unterstützende Formate rund um das Thema Beschäftigung und Unternehmertum anbieten und organisieren. Darunter fallen z.B. die Vermittlung von Praktikastellen, Berufsausbildungen (Bereiche Bau-, Lebensmittel-, Elektro- und Metallgewerbe) oder Karrieretage mit Unternehmen, um vor allem jungen Rom*nja den Einstieg in die Berufswelt zu erleichtern.
Sensibilisierung für Diskrimierung
Um den Antiziganismus in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt weiter abzubauen, soll eine Sensibilisierungskampagne auf strukturelle Diskriminierung aufmerksam machen. Durch die Vorstellung von erfolgreichen Unternehmensgründungen oder Beschäftigungskarrieren von Rom*nja soll auch dem Vorurteil entgegengewirkt werden, dass Rom*nja Arbeit scheuen würden oder bestenfalls als Geringqualifizierte tätig seien. Gleichzeitig wird durch eine Kampagne die Rom*nja Kultur und Tradition gefördert und damit ihre Identität und ihr Selbstbewusstsein gestärkt.
Eindämmung von COVID-19
Angesichts der Covid-19-Pandemie ermöglicht die Erstellung von Videos, Postern und anderen Medienbeiträgen leichter zugängliche Informationen zu Hygiene und Covid-19 Privationen für die Gemeinden. Dies ist unerlässlich, da die zumeist informellen Siedlungen und der mangelnde Zugang zu Bildung wenig Zugang zu Informationen bieten.
Projektpartner: Vereinigung der Rom*nja der Region Braničevo (URBO)
URBO ist eine gemeinnützige Organisation in Serbien, deren Mitarbeiter*innen selbst Rom*nja sind. Sie engagieren sich für folgende Ziele:
- Verbesserung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation der Rom*nja
- Vollständige Gewährleistung der Menschen- und Minderheitenrechte für Rom*nja
- Sicherstellung der vollständigen Beseitigung von Diskriminierung
- Stärkung der sozialen Inklusion der nationalen Minderheit der Rom*nja in alle Bereiche der Gesellschaft.
SODI und URBO pflegen bereits seit über drei Jahren eine erfolgreiche Partnerschaft. Die Mitarbeiter*innen verfügen über mehrjährige Berufserfahrung in den entsprechenden Bereichen. URBO ist in der Region Braničevo tätig, jedoch sowohl regional als auch national mit anderen Rom*nja-Organisationen Serbiens eng vernetzt und verfügt zudem über gute Kontakte zu Romani-sprachigen Medien. Die Organisation arbeitet mit der Delegation der Europäischen Union in Serbien, die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und SODI sowie staatlichen serbische Behörden zusammen.
Ulrike Pusch
Programm-Managerin Ost- und Südosteuropa, Zentralasien und Nicaragua
Ulrike.Pusch@sodi.de