Bildungskooperative für nachhaltige Entwicklung
In den ländlichen Gebieten Namibias stellen die klimabedingten Dürren eine erhebliche Bedrohung der natürlichen Ressourcen dar. Um diesen Folgen der Erderwärmung entgegenzuwirken, setzt SODI gemeinsam mit Partnerorganisationen seine langjährige Umweltarbeit in Namibia fort: Der Schwerpunkt dieses Projekts liegt in der Stärkung der Selbstversorgungs- und Umweltkompetenz durch Bildungsmaßnahmen. Ziel ist es, zu einem bessern Verständnis über die Verbindung von Agrarökologie und Klimaresilienz bei der ländlichen Bevölkerung beizutragen, sodass sie ihre Existenz- und Einkommensgrundlagen längerfristig stärken können.
Ausgangssituation
Im sehr trockenen und dünnbesiedelten Namibia sind die Lebensverhältnisse der Bevölkerung durch die Folgen des Klimawandels stark beeinträchtigt. Hinzu kommen gegenwärtig noch die Folgen der Covid-19-Pandemie. Besonders die Landbevölkerung ist immer häufiger von langanhaltenden Dürreperioden und der fortschreitenden Wüstenbildung betroffen, deren Folgen für die Ernährungslage der Bevölkerung immer öfter nur durch Nahrungsmittelhilfen abgefedert werden können. In Zukunft wird die Bevölkerung mit den Auswirkungen des Klimawandels noch stärker konfrontiert sein: extreme Wetterereignisse (neben Dürren auch Überflutungen), der Temperaturanstieg und die Abnahme des verfügbaren Wassers stellen eine erhebliche Bedrohung dar.
Besonders gefährdet sind die schon jetzt von Armut betroffenen Bevölkerungsgruppen, die direkt von der Landwirtschaft leben. Anpassungsstrategien zur Selbsthilfe bei der Ernährungssicherung sind allerdings noch nicht ausreichend vorhanden. Wirtschaftlich ist Namibia stark abhängig von südafrikanischen Importen von Mais, Gemüse und Obst. Im Zuge der Covid-19-Pandemie verschärfte sich das Problem deutlich und das Bedürfnis nach mehr Unabhängigkeit bei der Lebensmittelversorgung wurde deutlich.
Maßnahmen
Der vorliegende Projektansatz adressiert die vielfältigen, sich gegenseitig bedingenden und einander verstärkenden Probleme Namibias – die Gefährdung der Existenzgrundlagen der Landbevölkerung durch den Klimawandel bei gleichzeitiger Übernutzung der landwirtschaftlichen Ressourcen sowie die Unzufriedenheit weiter Bevölkerungsteile – durch einen ganzheitlichen Projektansatz.
Entwicklung und Verteilung neuer Schulungsmaterialien
Es werden neue Ausbildungsmaterialien zu den Themen ökologische Landwirtschaft, gesunde Lebensweise und gesellschaftliche Teilhabe entwickelt. Zusätzlich wird der One Health Ansatz integriert: Dieser basiert auf dem Verständnis, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander verknüpft sind. Nicht zuletzt der Ausbruch von Covid-19 hat uns vor Augen geführt, wie sehr die komplexen Zusammenhänge und Herausforderungen an der Schnittstelle Mensch-Tier-Umwelt unsere Lebensbedingungen prägen können. Die Vermeidung der Ausbreitung von Tierseuchen (z.B. Maul- und Klauenseuche) oder Zoonosen als Ursache von Infektionskrankheiten beim Menschen (z.B. Tollwut, Ebola) steht daher besonders im Fokus. Darüber hinaus leiten Umwelt– und Kunstpädagog*innen die Erstellung von multimedialen Materialien in Form von Comics, Radio-Podcasts und Videospots an und verbreiten sie über Massenmedien.
Ausbau der Umweltbildungszentren und Weiterbildung von Lehrkräften
EduVentures konnte in einem vergangenen Projekt in neun im Land verteilten Umweltbildungszentren die Kompetenzen für die Lehrkräfteausbildung zu BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) entwickeln, aufbauen sowie in die Praxis umsetzen und so viele Schulen erreichen. Nun werden die neuen Themen integriert und ein zusätzliches Umweltbildungszentrum im Nordwesten Namibias etabliert und technisch ausgestattet. Dadurch wird ein konkreter Beitrag zur Ergänzung des schulischen Bildungsbereichs geleistet. Die weitergebildeten Lehrer*innen befassen sich mit den gesellschaftlichen Aufgaben und Potentialen des Lernortes Schule angesichts aktueller Herausforderungen und werden angeregt, entsprechende Maßnahmen und Projekte in ihren Schulalltag zu integrieren.
Aufbau von Schul- und Gemeindegärten sowie eine Agrarökologieausbildung
Es werden 10 Schul- und Gemeindegärten angelegt. Sie dienen sowohl der Erzeugung und Vermarktung von eigenen Nahrungsmitteln wie auch als Demonstrationsflächen. Es werden agrarökologische Trainings für Lehrkräfte und arbeitslose Jugendliche angeboten. Die ausgebildeten 60 Jugendlichen und 30 Lehrkräfte geben das Konzept der ökologischen Landwirtschaft an andere Jugendliche beziehungsweise an Schüler:innen weiter. Die Erträge der Demonstrationsflächen gehen anteilig an die Schulen - zur Ergänzung der Schulmahlzeiten – und an die in den Gärten arbeitenden Jugendlichen.
Nationale Bildungskampagne
Angesichts des Ausmaßes gegenwärtiger gesellschaftlicher Herausforderungen spielt die Partizipation der Bürger:innen eine entscheidende Rolle, um breit wirksame Lösungsansätze zu entwickeln. Dazu wird in den zehn Regionen eine nationale Bildungskampagne für Environmental Citizenship (in etwa Umweltbürgerschaft) für Schüler:innen und Lehrer:innen, Entscheidungsträger:innen und arbeitslose Jugendliche durchgeführt. Es werden demokratische Bürgerrechte und -pflichten sowie die Grundlagen der UN-Ziele zur nachhaltigen Entwicklung auf spielerische Art und Weise vermittelt und in weiteren Schritten in Workshops angewandt. Die Erfahrungen der Teilnehmer:innen werden im Anschluss medial aufbereitet.