Das Engagement des EpoG-Förderkreises in Indien

Der Förderkreis EpoG bei SODI (Entwicklungspolitische Gesellschaft e. V.) leistet der stark benachteiligten Bevölkerungsgruppe der Adivasi in weiten Teilen Ostindiens seit nun mehr zwei Jahrzehnten partnerschaftliche Hilfe. So unterstützte der Förderkreis die hiesige Bevölkerung u. a. durch die Errichtung einer Vielzahl von Craftsmen Trainings Centres (Handwerksausbildungszentren) und trägt damit zu verbesserten Ausbildungsmöglichkeiten in den ländlich geprägten indischen Bundesstaaten Jharkhand, Orissa und Westbengal bei.
Die Kernbereiche des EpoG-Förderkreises Indien
Im Zuge des Lernprozesses der vergangen zwanzig Jahre, in denen ein Erfahrungsaustausch zwischen allen Beteiligten auf gleicher Augenhöhe angestrebt wurde, hat sich der Förderkreis in seiner Zielsetzung drei Bereichen verschrieben, die nach den Bedürfnissen der Adivasi ausgestaltet wurden. Im Sinne von Gerechtigkeit leistet der Förderkreis so einen Beitrag zur Überwindung der Arbeitslosigkeit, besonders unter den Jugendlichen. Das zweite Ziel des Förderkreises besteht in der Unterstützung bei der Regulierung der Märkte, um im Sinne von Frieden die Überwindung der Missstände auf den Märkten voranzubringen. Unter dem Gesichtspunkt der Schöpfungserhaltung engagiert sich der Förderkreis für den Schutz der Natur und Umwelt und damit auch der Gesundheit der Bevölkerung.



Geschichte des Förderkreises
Der Förderkreis blickt mittlerweile auf eine lange und erfolgreiche Tradition zurück. Durch das Engagement des Förderkreises wurde bereits eine Vielzahl von Projekten realisiert. Dabei konnte der Verein bei seiner Gründung im Jahre 1990 an 150 Jahre alte Verbindungen zur indischen Region Chotanagpur anknüpfen, da bereits ab 1844 - seit des Eintreffens christlicher Brandenburger im Distrikt Ranchi – enge Beziehungen untereinander aufgebaut werden. Nach der Auflösung von EpoG 2008 wurde die Gesellschaft zum Förderkreis Indien bei SODI und umfasst derzeit rund zehn aktive Mitglieder als ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich entwicklungspolitisch, wissenschaftlich und praktisch engagieren. Dazu kommen etwa 130 Förderer. Sprecher und Projektverantwortlicher des Förderkreises Indien ist Willibald Jacob. Für den Bereich Mecklenburg-Vorpommern besteht seit dem Jahr 2009 ein Förderkreis Indien bei dem Verein Wasserdorf Ziddorf, Landkreis Güstrow, der mit SODI kooperiert.
Zur Lage der Adivasi in Indien
Die Adivasi als indische Indigene (offizielle Bezeichnung Scheduled Tribes) sind der Bevölkerungsteil in Indien, der bis heute noch am wenigsten an dem wirtschaftlichen Aufschwung des Landes beteiligt wird. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Die im Zuge des Wirtschaftsbooms eingeleiteten Großbauprojekte wie z. B. Staudämme, Bergwerke und Infrastrukturprojekte haben die gesellschaftliche Vertreibung und Benachteiligung der Adivasi noch zusehends verschärft. Diese Vertreibungen gestalten sich für die Adivasi besonders prekär, da sie aufgrund ihrer schamanischen Religion in enger Abhängigkeit zu ihrer natürlichen Umwelt leben. So ist die in ländlichen Räumen lebende Adivasi-Gesellschaft von Natur aus auf das Kleinbauerntum festgelegt. Der Zugang zu Bildungseinrichtungen wurde ihnen, im Gegensatz zu den mittlerweile stark verbesserten Bildungschancen der oberen Kasten, bislang verwehrt. Gleiches gilt für den Zugang zu Politik und Arbeit. Zwar machen die Adivasi in Indien einen Bevölkerungsanteil von fast zehn Prozent aus, doch aufgrund der Tatsache, dass sie in der gesellschaftlichen Hierarchie ganz unten stehen, gehören Ausbeutung und Diskriminierung für diese Minderheit zum Alltag.
Die Arbeit des Förderkreises
Craftmen Training Centres (CTC)
Ende 1992 erfolgte der Startschuss für den Beginn der Arbeitsloseninitiativen und die Gründung von Handwerksausbildungszentren, d. h. von Kleinstbetrieben in der Tradition des indischen Meister-Schüler-Verhältnisses. Damit begann die Zeit des informellen Trainings in Govindpur, Kaika, Burda und Nurnia, denen später eine Reihe weiterer Dörfer folgen sollten.
Mit dem ersten Craftmen Training Centre wurde eine Fahrschule zur Ausbildung von Kraftfahrern gegründet. Dies geschah noch genau zur rechten Zeit, denn die Motorisierung Indiens verlangte dringend nach Kraftfahrern. Daneben wird in diesem CTC eine technische Grundausbildung an Dieselmotoren angeboten. Die im Rahmen dieser Ausbildung erlernten Fähigkeiten lassen sich neben den Fahrzeugmotoren auch auf andere Dieselmotoren wie z. B. in Wasserpumpen und Generatoren anwenden. Daher ist die technische Ausbildung von weitreichendem Nutzen für die Bevölkerung.
Weiter ging es mit der Tropenfruchtplantage in Kaika, der Fahrschule und der Schlosserei in Burda, der Zuckerrohrverarbeitung in Nurnia, später gefolgt von einem Ausbildungszentrum in Khuntitoli, das sowohl eine Ausbildung im Bereich Nahrungsmittelkonservierung als auch in Sozialpädagogik anbietet. In Hutar und Kojank wurden Zentren zur Ausbildung von Personal für Dorfkliniken gegründet sowie in Durgadihi und Karimati für Aufforstung und Textilhandwerk.
Auf diesem Wege konnte der Förderkreis zur qualifizierten Ausbildung der Adivasi beitragen, denen aufgrund von Landknappheit eine ausreichende Ernährung sämtlicher Familienmitglieder unmöglich ist und die deshalb gezwungen sind, entgegen ihrer bäuerlichen Tradition, auf Berufe des Handwerks auszuweichen.
Ausbildungs- und Austauschprogramm „Training for Trainers“
Bereits ab 1992 unternahm der Sprecher des EpoG-Förderkreises, Willibald Jacob, fast jährlich Reisen nach Govindpur im Distrikt Ranchi. In der Regel nehmen an diesen Reisen auch interessierte Fachleute aus den Gebieten Landwirtschaft, Kommunalpolitik, Sozialarbeit und Gesundheitswesen teil, um so einen noch größeren Wissensaustausch auf allen Fachgebieten zwischen den indischen und deutschen Beteiligten zu gewährleisten. Zudem hat der Förderkreis bisher drei Zivildienstleistende bzw. PraktikantInnen in die Region entsenden können.
Im Zuge des Ausbildungs- und Austauschprogramms zum Auf- und Ausbau der Craftmen Training Centres fand ab 1996 ein intensiver Personalaustausch zwischen den indischen und deutschen Beteiligten statt. Somit konnte die fachliche Weiterbildung der indischen AusbilderInnen der Craftmen Training Centres weiter vorangetrieben werden.
Einer erstmalig 1996 ausgesprochenen Einladung zu einem Besuch in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin folgten drei indische Verantwortliche aus Kaika, Burda sowie Govindpur. Im Herbst desselben Jahres besuchten im Gegenzug Experten des Förderkreises EpoG die bis dahin bereits errichteten Ausbildungszentren in Govindpur, Kaika, Burda und Nunia.
Seither fahren Studiengruppen von Fachleuten aus Deutschland beinahe jedes Jahr in die Partnerbetriebe und -gemeinden nach Indien und in Abständen von etwa drei Jahren kommen die indischen PartnerInnen zur handwerklichen, land- sowie forstwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung nach Deutschland.
Über das aktuelle Projekt 2018 berichtet der Jahresreport von SODI.
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