Frieden durch Dialog und nachhaltigen Anbau

In Süd-Kivu (DR Kongo) fördern SODI und UGEAFI Frieden zwischen der lokalen Bevölkerung, Binnenvertriebenen und burundischen Geflüchteten, deren Interessen aufgrund von Ressourcenknappheit häufig aufeinanderstoßen.
Die Ausgangssituation: Der Mangel schürt Konflikte
“Ein hungriger Bauch hat keine Ohren“, umschreibt Naum Butoto, Direktor von UGEAFI, unserer Partnerorganisation in der DR Kongo, die derzeitige Situation in Süd-Kivu nordwestlich des Tanganjikasees. Die Ernährungssituation ist angespannt wie das Verhältnis vieler hier lebender Menschen untereinander. Die große Zahl an Flüchtlingen übersteigt die Kapazitäten der heimischen Landwirtschaft. Die unterschiedlichen ethnischen Gruppen geraten miteinander in Verteilungskonflikte, die oft nicht mehr friedlich gelöst werden können.
In der Region gibt es zurzeit etwa 34.000 Binnenflüchtlinge aus Nachbarregionen in der DR Kongo, die sich angesichts bewaffneter Konflikte hierher in Sicherheit gebracht haben. Dazu kommen weitere 38.000 Geflüchtete aus Burundi, die den Verbrauch von natürlichen Ressourcen wie Brennholz und Ackerland vor Ort weiter erhöhen. Die daraus resultierende unsichere Ernährungssituation, fortschreitende Umweltzerstörung und Bodenerosion, verbunden mit ungenügenden Einkommensquellen, führen zu weiteren Konflikten bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung leiden durchschnittlich sechs Tage im Monat Hunger.
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Lage im Distrikt Minembwe: Gerechte Verteilung von Land
In Minembwe, einem ländlich geprägten Gebiet im Osten der DR Kongo, sind 40 Prozent der Bevölkerung Menschen aus anderen Teilen der Region Süd-Kivu, die hier Schutz vor bewaffneten Konflikten suchen. Sie leben in den Gemeinden zum Teil in Gastfamilien oder Häusern von Verwandten. Die Bevölkerung im Hochland Minembwes betreibt fast ausschließlich Landwirtschaft. In den Aufnahmegemeinden gibt es frei zugängliche Ackerflächen, die nun von allen genutzt werden.
Die landwirtschaftliche Produktion ist jedoch wenig produktiv und wird durch zunehmende Bodenerosion, die wiederum aus der Abholzung der Wälder für Brennholz und Baumaterial entsteht, weiter verschlechtert. Aufgrund der limitierten landwirtschaftlichen Produktion und des eingeschränkten Zugangs zu Kapital leiden 90 Prozent der Bevölkerung von Minembwe unter starker Ernährungs- und Einkommensunsicherheit. Nur 10 Prozent der Haushalte können einen Teil ihrer landwirtschaftlichen Produktion verkaufen, um andere Fertigwaren wie Seife oder Zucker zu kaufen. Keiner der Haushalte in der Region ist in der Lage, drei Mahlzeiten pro Tag zuzubereiten. Zudem ist die Ernährung sehr monoton und besteht hauptsächlich aus Foufou (Mais- oder Maniok-Brei), Bohnen, Salz und Öl.
Der anfänglich soziale Zusammenhalt zwischen Einheimischen und Schutzsuchenden wird durch den Mangel an Nahrung, Brennholz und anderen Ressourcen sowie durch die zunehmende Gewalt in der Region getrübt.
Situation in die Flüchtlingslagern Mulongwe und Lusenda
Eine weitere Wirkungsstätte des Projektes sind die Lager Mulongwe und Lusenda in der Region Fizi, in denen über 38.000 burundische Geflüchtete leben. Lusenda ist mit 30.000 Menschen das größere der beiden Lager. Da jedoch Felder der lokalen Bevölkerung ohne Entschädigung dem Bau der Lager weichen mussten und andererseits geflüchteten Familien keine landwirtschaftlichen Flächen für ihren Lebensunterhalt zur Verfügung gestellt werden, vergrößert sich auch hier der Unmut auf beiden Seiten.
Mangelnde Nahrung, unzureichendes sowie verschmutztes Trinkwasser in den Lagern belasten den Alltag der Menschen. Ohne Pacht und geeignetes Werkzeug bleibt nur die Arbeit auf den Feldern der benachbarten Gemeinden. Oft führen hier schlechte Kommunikation und gebrochene Absprachen zu weiterem Konfliktpotential. Wasserknappheit und Rodung wirken sich auch auf die lokale Bevölkerung aus. Kleine Gewerbe der Geflüchteten, wie der Verkauf von Seife, Zucker und Donuts, sollen mit dem Projekt nachhaltig angestoßen werden.
Maßnahmen: Frieden durch Entwicklung
SODI und UGEAFI wollen in dem neuen Projekt den Menschen in der Region ein friedliches Miteinander ermöglichen und die prekäre ökonomische Lage der gesamten Region verbessern. Unterstützen Sie uns bei der Schaffung einer friedlicheren Zukunft in Süd-Kivu.
Nachhaltige Landwirtschaft etablieren und Einkommen schaffen
In einem ersten Schritt sind landwirtschaftliche Schulungen, die Verteilung von Saatgut sowie Aufforstungen und die Unterstützung bei Verhandlungen einer gerechtere Landverteilung, z.B. mit Pachtverträgen der einheimischen Eigentümer*innen, geplant. In Minembwe erhalten 8.000 Haushalte (Binnenvertriebene und lokale Bevölkerung) hochwertiges Saatgut für Bohnen, Kartoffeln und Gemüse. Da Frauen traditionell für die Felder verantwortlich sind, stellen sie 60 Prozent der Projektteilnehmer*innen. In landwirtschaftlichen Weiterbildungen erlernen sie nachhaltige Anbautechniken und die Produktion von weiterem Saatgut. So wird ebenfalls der Grundstein für eine Saatgutbank gelegt, um weitere Familien zu versorgen. Zusätzlich schafft die Selbstorganisation von Kleinbäuer*innen in Vereinigungen einen Zusammenhalt der neuen Nachbarn. So wird eine Gemeinschaft geschaffen, die sich solidarisch und finanziell unterstützen kann.
Auch in den Flüchtlingslagern sollen Saatgut, Wissen und Werkzeug sowie geordnete Pachtverhältnisse die Ernährungssituation verbessern. Es werden ausschließlich lokale Familien für eine Verpachtung angefragt, die sich bereits ausreichend selbst versorgen können und so Kapazitäten haben, Teile ihres Landes abzugeben. Insgesamt sollen 1.500 Familien vom Landbesitz profitieren.
Als weitere Komponente werden nach einer Bedarfsanalyse 1.500 Personen aus den Lagern und den umliegenden Gemeinden wirtschaftlich weitergebildet und mit entsprechenden Start-Paketen ausgestattet, z.B. zur Seifenproduktion oder zum Schneidern. Neue Gewerbe schaffen weitere Arbeitsplätze und verbessern die Versorgung der Bevölkerung.
Dialog und Zusammenleben fördern
Der Dialog durch Friedenskomitees, Konfliktlösungstrainings sowie interethnische Begegnungen schaffen die Basis für gemeinsame Lösungen und ein friedliches Zusammenleben. Der Austausch mit Behörden über soziale Bedürfnisse und Sicherheitsfragen ist ein weiterer wichtiger Bestandteil. Gleichfalls sorgen interethnische Veranstaltungen wie Theaterprojekte oder Fußballturniere für eine Annäherung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Neun Friedenskomitees, die methodisch geschult werden, sollen Informationen über Konflikte und Gewalttaten sammeln und mit den Menschen alternative Lösungen erarbeiten.
Trinkwasser und Hygiene in den Flüchtlingslagern
Um die Situation in den beiden Flüchtlingslagern Mulongwe und Lusenda zu verbessern, nutzt UGEAFI seine Erfahrung im Aufbau von Trinkwassersystemen und möchte die Wasserversorgung für 5.000 Menschen in Lusenda, die noch nicht an die Trinkwasserversorgung anderer Lagerteile angebunden sind, verbessern. Hierzu wird ein Leitungssystem mit acht Zapfstellen und einem Wassertank mit einem Fassungsvermögen von 30.000 Litern installiert. Gewählte und geschulte Wassermanagementkomitees pflegen die Anlage nachhaltig. Zusätzlich werden an 6.000 Frauen Hygiene-Kits verteilt (wiederverwendbare Damenbinden, Seife und Unterwäsche), um sich besser vor Infektionen schützen zu können.
Projektpartner UGEAFI
UGEAFI (Union des Groupes d’Etudes et d’Actions pour le Développement de Fizi et Itombwe) ist seit mehr als 20 Jahren in der Region Süd-Kivu aktiv. In ihrer vielseitigen Arbeit engagiert sie sich für Ernährungssouveränität, Bildung, Einkommenssicherheit, Frieden und Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern.
Als renommierte lokale zivilgesellschaftliche Organisation arbeitet UGEAFI mit internationalen Partnern zusammen, wie dem UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees), dem WFP (World Food Programme) und anderen internationalen und nationalen Organisationen. SODI und UGEAFI verbindet eine lange Partnerschaft. Seit über sechs Jahren arbeitet SODI in mehreren erfolgreichen Projekten mit UGEAFI zusammen. Aktivitäten zur fairen Kaffeeproduktion, nachhaltiger Landwirtschaft und der Sicherung von Trinkwasser verbessern die Lebenssituation der Menschen vor Ort.
