Gemeinschaftlicher Schutz des Waldes

Lokale Gemeinschaften im Norden der Provinz Thừa Thiên Huế überwachen mit Satellitenbildern und Ranger-Teams den Schutz von Waldflächen und deren nachhaltige Bewirtschaftung. SRD und SODI unterstützen sie dabei.
Ausgangssituation
Die Provinz Thừa Thiên Huế ist eine der sechs Provinzen der Region Bắc Trung Bộ (nördliche Zentralküste). Auf 57 % der Gesamtfläche ist die Provinz bewaldet. Durch nachhaltige Waldbewirtschaftung und Aufforstung leistet die Provinz einen wichtigen Beitrag zum Wald- und Klimaschutz. Die beteiligten Dorfgemeinschaften erhalten dafür finanzielle Anreize.
Fast alle Menschen in den Projektdörfern Tân Mỹ und Hạ Long leben von Landwirtschaft und Viehzucht. Etwa ein Drittel der insgesamt 480 Haushalte gehört ethnischen Minderheiten wie den Van Kieu, Pa Hi, Ta Oi und Co Tu an. Früher erwirtschafteten sie zusätzliches Einkommen durch konventionelle Waldbewirtschaftung wie Abholzung und Brandrodung. Diese Praktiken haben nicht nur dem Klima und der Umwelt geschadet. Vielmehr gefährdete der Raubbau durch die Schädigung des Ökosystems auch die Lebensgrundlage der Dorfgemeinschaften. Denn gesunde Wälder liefern Wildfrüchte als gesunde Nahrungsquelle und für die traditionelle Medizin. Darüber hinaus bietet der Wald einen natürlichen Schutz vor Naturkatastrophen. Denn er mildert Starkregen und Erdrutsche vor allem in der Regenzeit ab und schützt die Anbauflächen vor heftigen Stürmen. Außerdem speichert der Wald Wasser und wirkt sich positiv auf das lokale Klima aus, so dass zum Beispiel Reisfelder nicht austrocknen. Der Waldschutz ist darüber hinaus eine zusätzliche Einnahmequelle, denn der vietnamesische Staat vergütet im Rahmen eines von der Weltbank unterstützten Programms zur Emissionsreduktion den Schutz, den die Dorfgemeinschaft in Abstimmung mit lokalen Behörden leisten. Mitglieder der Dorfgemeinschaften sind als Teil der gemeindebasierten Forstverwaltungsräte (Community Forest Management Boards) für das Management und die Koordinierung des gemeinschaftlichen Waldschutzes verantwortlich. Sie stellen aus der Mitte der Dorfgemeinschaften Ranger-Teams auf, die in Zusammenarbeit mit den zuständigen Regierungsbehörden Waldpatrouillen durchführen.
Dennoch kommt es zu Waldschäden, z.B. durch illegalen Holzeinschlag. Diese werden bisher nicht angemessen erfasst und strafrechtlich geahndet. Auch die Überwachung der Veränderungen des Waldes, z.B. durch klimabedingte Schäden, ist bisher eine Herausforderung für die Waldpatrouillen. Damit die lokalen Gemeinschaften ihre Aufgaben effektiv wahrnehmen können, fehlt es ihnen an Wissen und technischer Ausstattung. Dadurch können sie nur wenige Waldschäden dokumentieren und erhalten von den Behörden weniger Geld für ihre Arbeit.
Maßnahmen
Das Centre for Sustainable Rural Development (SRD) und SODI unterstützen die Dorfbewohner*innen von Tân Mỹ und Hạ Long mit Waldpatrouillen und gemeindebasiertem Waldmonitoring dabei, den Wald zu schützen und seine nachhaltige Bewirtschaftung durch die Dorfbewohner*innen sicherzustellen. Schulungen zu Forstrecht und technischen Hilfsmitteln wie GPS und Satellitenbildern sowie die technische Ausstattung der Waldpatrouillen verbessern die lokale Partizipation an der Forstverwaltung und unterstützen die lokalen Gemeinschaften dabei, den Waldschutz transparent sowie fachlich und methodisch fundiert zu gestalten.
Schulungen zur Waldüberwachung und dem Forstrecht
Interessierte Dorfbewohner*innen und die Community Ranger lernen in Schulungen die Prinzipien der Waldüberwachung kennen und wie sie ihre Flächen schützen können. Zu den Aufgaben der Community Ranger gehört es auch, Verstöße, die sie bei ihren Patrouillen feststellen, im Rahmen des Forstrechts und unter Berücksichtigung der sozialen Umstände zu ahnden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von SRD unterstützen sie dabei, dieser Verantwortung durch forstrechtliche Schulungen gerecht zu werden. Weitere Informationsveranstaltungen zum Emissionsminderungsprogramm, zu dem auch die Waldflächen der Gemeinden gehören, sowie zu den Zahlungs-, Kompensations- und Beschwerdemechanismen runden das Programm ab. Die Lerninhalte werden visuell in Form von Plakaten und Broschüren aufbereitet.



Satellitenbilder, GPS und eine Open-Source Software helfen Veränderungen im Wald zu erkennen
Bisher nutzten die Dorfbewohner*innen für die Erstellung ihrer Berichte eine Software, die sie vor sprachliche und technische Herausforderungen stellte. Mit einer speziellen Open-Source-Software, die auf den Waldschutz durch lokale Gemeinschaften ausgerichtet ist, können die Bewohner*innen Verstöße gegen den Umweltschutz lokalisieren und in verschiedenen Karten und Satellitenbildern hinterlegen. Satellitenbilder ergänzen das Bild der Patrouillen. Auf ihnen lassen sich mit geschultem Blick Erdrutsche und Veränderungen in der Vegetation auch in den dichten, für Menschen kaum zugänglichen Teilen des Waldes erkennen. Eine entsprechende Ausrüstung mit Tablets, Smartphones und Arbeitskleidung unterstützt die Arbeit der Waldpatrouillen. Die erstellten Waldüberwachungsberichte können benutzerfreundlich gelesen, extrahiert und aktualisiert werden. Waldpatrouillen von Dorfgemeinschaften in der Provinz Quang Tri haben bereits gute Erfahrungen mit dem System gemacht.
Sichere und effektive Waldpatrouillen aufbauen
Bei den ersten Patrouillen nach den Schulungen begleiten SRD-Mitarbeitende die Ranger und helfen ihnen, das Gelernte umzusetzen und die neue Software und Ausrüstung zu nutzen. Gemeinsam mit den Rangern überarbeiten sie auch die Patrouillenpläne, damit diese sicher und effizient ablaufen.
Aus vielen Bildern entsteht der Überblick - Aufbau eines unabhängigen Waldüberwachungsnetzwerks
Ein unabhängiges Waldüberwachungsnetzwerk, in dem die lokalen Gemeinschaften, die sich im Distrikt Phong Điền für den Waldschutz engagieren, vertreten sind, wird von SRD initiiert. Die lokalen Gemeinschaften sollen sich im Netzwerk über die Ergebnisse der unabhängigen Waldüberwachungsberichte austauschen und Waldveränderungen und -schäden analysieren. Bei Bedarf organisieren sie gezielte Untersuchungen der entsprechenden Waldflächen und beraten die staatlichen Stellen bei der Suche nach Lösungen zur Wiederherstellung der Waldgesundheit.
Partnerorganisation
Das Centre for Sustainable Rural Development (SRD) setzt sich seit 2006 als gemeinnützige Nichtregierungsorganisation für marginalisierte Menschen in Vietnam ein. Es unterstützt lokale Gemeinschaften in den Bereichen Armutsbekämpfung, Umweltschutz, Anpassung und Eindämmung des Klimawandels sowie der Verbesserung von Teilhaberechten, damit die Menschen die Entwicklungsprozesse ihrer Lebensorte besser steuern und mitgestalten können. Dies ist das erste gemeinsame Projekt von SRD und SODI.

Dieses Projekt wird gefördert durch private Spenden und:
