Marginalisierte Gemeinschaften stärken ihre Klimaresilienz
Karnali ist eine der am stärksten gefährdeten Provinzen in Nepal in Bezug auf den Klimawandel und Katastrophenrisiken sowie wirtschaftlich die ärmste Region im Land. Dieses Projekt strebt an, die Katastrophenanfälligkeit von besonders marginalisierten sozialen Gruppen in den Distrikten Dailekh und Surkhet zu bekämpfen und nachhaltige Perspektiven für ihre klimafreundliche Ernährung und Einkommensgenerierung zu schaffen. Weiterhin werden die Kapazitäten der lokalen Kommunalbehörden zur Klimaanpassung gefördert. Ziel ist es, die Klimaresilienz der Gemeinden als Ganzes zu stärken.
Ausgangssituation
Karnali ist eine der am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels gefährdeten Provinzen in Nepal. In der Region nehmen Extremwetterereignisse wie Dürren, unregelmäßige Regenfälle und Überschwemmungen immer weiter zu, begleitet von Erdrutschen, schwer eingreifenden bakteriellen Krankheiten und Schädlingen bei Nutzpflanzen und Vieh. Diese klimabezogenen Probleme sind eine enorme Bedrohung für die lokalen Lebensgrundlagen und die Ernährungssicherheit der größtenteils von der Landwirtschaft lebenden Bevölkerung.
Obwohl das Thema Klimawandel inzwischen die Aufmerksamkeit der Kommunalverwaltungen auf sich gezogen hat, werden auf lokaler Regierungsebene kaum Maßnahmen zur Anpassung eingeleitet, da sowohl Wissen und Kapazitäten als auch die Bereitschaft dafür fehlen.
Dalits und Angehörige diskriminierter ethnischer Minderheiten wie Badi und Raji sind von Klimakrise und Nahrungsunsicherheit besonders betroffen. So sind die meisten Haushalte von Badi und Raji landlos. Ihnen bleibt meist nur eine kleine Fläche neben ihrem Haus, um Gemüse anzubauen. Aufgrund allgemein herrschender Wasserknappheit im Projektgebiet muss ferner Trink- und Nutzwasser häufig von weit entfernten Wasserquellen geholt werden. Zudem tragen einige kulturelle Praktiken zusätzlich dazu bei, dass Frauen sich nicht ausreichend ernähren können. So führt z.B. die Praxis, dass Frauen und Mädchen erst nach den männlichen Familienmitgliedern die Reste einer Mahlzeit essen, zu Mangelernährung.
Maßnahmen
SAHAS und SODI setzen auf die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der Gemeinden als Ganzes gegenüber den bereits jetzt spürbaren klimatischen Veränderungen. Daher arbeiten sie mit ressourcenarmen und marginalisierten Gemeinschaften, insbesondere Dalits, Frauen, Jugendlichen und Menschen mit Behinderungen sowie mit den lokalen Behörden zusammen.
Das Projekt richtet sich an insgesamt 1.511 Haushalte, von denen ein Großteil Kleinbäuer*innen sind, und sechs Gemeindeverwaltungen (Palikas) in den Distrikten Dailekh und Surkhet. Rund 70 % der Teilnehmenden sind Frauen. Es wird erwartet, dass das Projekt indirekt rund 23.000 weitere Haushalte aus den projektbeteiligten und benachbarten Gemeinden erreicht, die Wissen und Fähigkeiten über klimafreundliche Technologien erwerben und adaptieren.
Um die Projektaktivitäten effektiver durchführen zu können, wird ein Netzwerk von gemeindebasierten Gruppen ins Leben gerufen, in denen alle Geschlechter, Ethnien und Kasten gleichberechtigt vertreten sind. Ziel ist es, in einer nächsten Etappe Unterstützung in Klimafragen bei der jeweiligen Gemeindeverwaltung zu beantragen. Als Schlüssel zur Vermittlung von praktischen Klimaanpassungskompetenzen dient der Aufbau von sechs klimaresilienten Modelldörfern, die von Kleinbäuer*nnen und politischen Entscheidungsträger*innen als Demonstrations- und Lernorte genutzt werden.
In bedarfsorientierten Schulungen lernen die teilnehmenden Kleinbäuer*innen weiterhin verschiedene Methoden der agro-ökologischen und klimaresilienten Landwirtschaft kennen, z.B. für den Anbau von Obst und Gemüse oder zur Saatgutproduktion und Viehzucht. Darüber hinaus erhalten sie eine Erstausstattung mit Arbeitsgeräten, Saatgut oder Nutztieren. Begleitend werden neue Wasserkanäle und Auffangsysteme erbaut. Um das Einkommen kleinbäuerlicher Familien langfristig zu unterstützen, werden in einem nächsten Schritt Trainings zur effizienten Vermarktung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse angeboten und der Zugang zu Märkten gefördert. In Surkhet, wo die Familien über wenig Platz um ihre Häuser für landwirtschaftliche Tätigkeiten verfügen, werden verschiedene formale und non-formale Berufsausbildungskurse (z.B. in Schneiderei, Schreinerei, Tischlerei oder Fischzucht) für junge Erwachsene organisiert.
Darüber hinaus werden die zu Beginn des Projekts mobilisierten gemeindebasierten Gruppen intensiv zu den Themen Antragserstellung und Finanzmanagement sowie Strategieentwicklung geschult, um sie in ihrer Kommunikation mit den Gemeindeverwaltungen zu bestärken. Gleichzeitig erhalten die Kommunalbehörden technische Unterstützung bei der Entwicklung von lokalen Klimaanpassungsstrategien und -plänen.
Partnerorganisation
SAHAS Nepal wurde 1996 gegründet. Die gemeinnützige Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, insbesondere marginalisierte Bevölkerungsgruppen wie z.B. Landlose, Dalits und Angehörige ethnischer Minderheiten durch gezielte Maßnahmen zu befähigen, ihre Rechte wahrzunehmen und Veränderungen selbst herbeizuführen. SAHAS verfolgt einen gender-sensitiven Ansatz, eine Bewusstseinsschaffung über politische, wirtschaftliche und kulturelle Rechte und die Stärkung des Selbsthilfepotentials.
SAHAS Nepal hat derzeit 131 lokale Mitarbeiter*innen und ist Mitglied in den nepalesischen Netzwerken „Recht auf Nahrung“ sowie FIAN (Food First Information & Action Network), die sich auch auf politischer Ebene für Ernährungssouveränität einsetzen.
Zu den internationalen Kooperationspartnern gehören CARE, Brot für die Welt und FELM Finnland. Mit SODI arbeitet die Organisation seit 2014 erfolgreich zusammen. Neben Aktivitäten für Ernährungssicherung unterstützte SODI seit Mai 2015 den Wiederaufbau von Wohnhäusern für Erdbebenopfer im Distrikt Gorkha.
* Wir danken für die Unterstützung dem Nepalteam der Evangelisch-Lutherischen Michaelis-Kirchengemeinde Hamburg-Neugraben.