Mit Wiederaufforstung und Umweltbildung gegen den Klimawandel

In der vietnamesische Provinz Thù’a Thiên Huê’ setzen SODI und die lokale Partnerorganisation HueFO auf Wiederaufforstung von Wäldern und Umweltbildung in verschiedenen Altersgruppen, um die Region widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels zu machen. Ökologische Anbaumethoden und Unterstützung bei der Verwirklichung nachhaltiger Geschäftsideen sorgen für ein besseres Einkommen der lokalen Bevölkerung.
Ausgangssituation
Vietnam und insbesondere die Küstenprovinz Thù’a Thiên Huê’ sind bereits heute stark von den negativen Folgen des Klimawandels betroffen. So treten Extremwetterereignisse wie Wirbelstürme und Überschwemmungen immer häufiger und intensiver auf.
Gleichzeitig verliert die Küstenregion zunehmend ihren natürlichen Schutz vor solch extremen Wetterereignissen. Grund dafür ist die anhaltende Rodung von Waldflächen, z.B. für den Bau von Straßen und Siedlungen. Durch die fehlenden Wälder breiten sich Sand- und Dünenflächen immer weiter aus. Der natürliche „Schutzwall“, z.B. gegen Überschwemmungen, verschwindet. Zudem nimmt die einheimische Biodiversität stetig ab. Böden und Grundwasser drohen zu versalzen.
Auch die Gemeinde Phong Chương im Norden der Provinz Thù’a Thiên Huê‘ ist betroffen: Mit den massiven Rodungen der Wälder verschwindet auch ihre klimaregulierende und kühlende Wirkung. Erhöhte Temperaturen in den Wohngebieten der Gemeinde sind die Folge.
Allein im Jahr 2020 wurde Phong Chương von drei Stürmen schwer getroffen. Den Einwohner*innen der strukturschwachen Gemeinde fehlen jedoch Ressourcen, um die Folgen solcher Stürme zu bewältigen. Ein weiteres Problem der Gemeinde Phong Chương ist die mangelhafte öffentliche Infrastruktur, z.B. fehlende Straßenbeleuchtung oder ein funktionierendes Abfallsystem mit Mülltrennung. Für die Landwirtschaft verwertbare Abfälle (z.B. für Düngemittel) bleiben oft ungenutzt. Daneben werden manche Abfälle direkt in der Natur entsorgt, wo sie das lokale Ökosystem belasten. Auch der starke Einsatz von chemischen Düngern und Pestiziden schadet Natur und Böden sowie der Gesundheit der Bevölkerung.



Maßnahmen
SODI und die lokale Partnerorganisation HueFO setzen auf Wiederaufforstung und Umweltbildung, um die Widerstandsfähigkeit der Gemeinde Phong Chương gegen zukünftige Folgen des Klimawandels zu stärken. Ökologische Anbaumethoden und nachhaltige Geschäftsideen stärken parallel ein langfristig gesichertes Einkommen der örtlichen Bevölkerung.
Wiederaufforstung
Um das schützende Ökosystem Wald in der Region wiederherzustellen, werden 45 Hektar geschädigter Naturwald entlang der Küste wiederaufgeforstet. Dabei ist die lokale Bevölkerung aktiv an Pflanzung, Pflege und Schutz der Flächen beteiligt.
Für die Wiederaufforstung werden einheimische Pflanzen wie die Melaleuca cajuputigenutzt. Diese zu den Cajeput-Bäumen zählende Pflanze bringt neben ihren umwelt- und klimawirksamen Effekten auch ökonomische Vorteile mit sich: Ihre gefragten ätherischen Öle können wirtschaftlich genutzt werden.
Umweltbildung in Schulen und für Erwachsene
Bislang gibt es in Phong Chương kaum Informations- und Bildungsmöglichkeiten zu Themen rund um Klima- und Umweltschutz. Folglich fehlt es vielen Einwohner*innen an Wissen, um eigene Strategien zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln. Gemeinsam mit HueFO stärkt SODI die Bildung der örtlichen Schüler*innen in den Bereichen Klimawandel, Umweltschutz und Mülltrennung. Im Rahmen eines Thementags erfahren mehr als 700 Schüler*innen aus unterschiedlichen Stufen in Workshops von Umweltspezialist*innen auf spielerische Weise mehr über die drei Themen.
Im Anschluss präsentieren sie das Erlernte im Rahmen eines Perfomance-Wettbewerbs vor der Gemeinde, z.B. in Form von Theaterstücken, Gedichten oder Liedern. So erreicht das Wissen auf einfache Weise ein breites Publikum aus verschiedenen Altersgruppen und sozialen Schichten.
Zusätzlich erhalten 270 Erwachsene von Umweltexpert*innen Schulungen in den Bereichen Umweltschutz und ökologische Landwirtschaft. Ziel ist es, die Teilnehmenden für ein ressourcenschonendes Verhalten zu sensibilisieren. Dazu gehört z.B., dass sie ihre Abfälle richtig entsorgen, organische Abfälle weiterverwenden oder weniger Dünger einsetzen.
Nutzung alternativer Energien
Um das Problem der fehlenden Straßenbeleuchtung zu lösen, wird entlang der großen Gemeindestraße eine Beleuchtungsanlage mit Solarlampen installiert. Die Solarlampen enthalten Sensoren, sodass sie sich bei Dunkelheit automatisch einschalten. Das Sicherheitsgefühl der Bewohner*innen wird dadurch verbessert. Die Gemeinde ist für die Instandhaltung der Beleuchtungsanlage verantwortlich. Die nur durch Solarenergie betriebene Anlage soll ein Vorzeigeprojekt für den Einsatz alternativer, klimafreundlicher Energien in der Region sein.
Mediale Verbreitung der Projektergebnisse
Um die Erfolge des Projekts und das ökologische Wissen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels einem möglichst großen Publikum zugänglich zu machen und zu verbreiten, werden Videos und Beiträge für Radio, Fernsehen und das Internet erstellt. Fotos werden z.B. für Postkarten und Poster verwendet. Gleichzeitig werden so positive Beispiele zur Umsetzung ökosystembasierter Anpassung an Öffentlichkeit und Entscheidungsträger*innen vermittelt.
Im Laufe des Projekts sollen zwei Handbücher und weiteres Infomaterial rund um das Thema ökologische Landwirtschaft entwickelt und verbreitet werden. Ein Großteil des Materials wird in der Projektregion und im Nachbardistrikt Quang Dien verteilt. Ziel ist es, das neuerworbene Wissen in der Gemeinde zu sichern. Gleichzeitig dient das Material auf Distriktebene als Anstoß und Unterstützung für weitere Aufforstung, damit das Projektziel über die Grenzen von Phong Chương hinaus Wirkung zeigt.
Maßnahmen: Nachhaltige Einkommensmöglichkeiten schaffen
Pilotmodel für den außersaisonalen Anbau von Bittermelonen
Nach der Ernte bleibt ein großer Teil des sandigen Landes von April bis Juni ungenutzt. Grund dafür ist fehlendes Wissen der Bäuer*innen über Anbaumethoden außerhalb der Saison. Im Rahmen des Projekts erlernen fünf einkommensschwache Haushalte, wie Bittermelonen außersaisonal angebaut werden (können). Die Frucht reagiert besonders gut auf ökologischen Dünger und hat bereits in anderen Regionen zu besseren Einkommen der Bevölkerung geführt.
Die Familien werden die Früchte auf je 500 m² Ackerfläche anpflanzen, begleitet von einem landwirtschaftlichen Berater. Nach zwei Monaten können die ersten Früchte geerntet werden. Später geben die Familien ihr neues Wissen über ein Netzwerk regionaler Bäuer*innen, die Farmer Union, an andere Landwirt*innen weiter.
Melaleuca cajuputi-Gärten
Die einheimische Waldpflanze Melaleuca cajuputi stärkt das regionale Ökosystem und ist zudem vielseitig einsetzbar. Im Rahmen des Projekts werden fünf einkommensschwache Haushalte auf insgesamt fünf Hektar Land (ein Hektar pro Familie) einen Melaleuca cajuputi-Garten anlegen. Dafür erhalten sie Setzlinge und Dünger und werden während des gesamten Prozesses von Pflanzung bis Ernte von einer*m Agrartechniker*in begleitet. Nach drei Jahren können die Familien die ersten Blätter für die Produktion des wertvollen ätherischen Öls ernten. Über das Netzwerk der Farmer Union teilen die Bäuer*innen ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen.
Die insgesamt fünf Modellgärten schaffen Arbeitsplätze und sichern das Einkommen der Familien, gleichzeitig tragen sie auch zur Wiederaufforstung in der Region bei. Weitere Vorteile sind: Das sandige Land wird sinnvoll genutzt, das lokale Klima abgekühlt, der Schutz vor Extremwettern erhöht und der Boden kann mehr Wasser speichern, was gegen weitere Wüstenbildung wirkt.
Trainingskurse zu Geschäfts- und Finanzmanagement mit Anschubfinanzierung
80 ausgewählte Personen aus der Gemeinde Phong Chương erhalten Schulungen in Geschäfts- und Finanzmanagement. Die Teilnehmenden werden aus besonders benachteiligten Bevölkerungsgruppen ausgewählt, dazu zählen z.B. in Armut lebende Menschen, Menschen mit Behinderung und Frauen aus frauengeführten Haushalten. Ein*e Dozent*in aus dem Bereich Betriebswirtschaft vermittelt ihnen Grundlagen zu: Einkommensmöglichkeiten, effizienter Budgetnutzung und Business-Plan-Erstellung.
Im Anschluss erhalten 20 Kursteilnehmer*innen, bevorzugt Frauen und junge Erwachsene, eine sogenannte Anschubfinanzierung. Dabei handelt es sich um eine erste Starthilfe, die es ihnen ermöglicht, ein Geschäft zu gründen und sich so ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Starthilfe wird in Form einer materiellen Erstausstattung (z.B. Saatgut, Geräte, Maschinen) vergeben.
Partnerorganisation HueFO
Die 1998 gegründete Vietnam Union of Friendship Organizations of Thua Thien Hue Province (kurz: HueFO) ist ein Zusammenschluss von zehn lokalen Freundschaftsorganisationen. HueFO setzt im Auftrag der Provinzverwaltung von internationalen Geberorganisationen geförderte Entwicklungsprojekte um und pflegt dabei enge Beziehungen zu relevanten lokalen Behörden und Institutionen. Die Organisation verfügt über mehrjährige Erfahrung in der Projektarbeit zu Themen wie Friedensarbeit und Minenräumung aber auch zu Klimawandelanpassung und Umweltbildung. SODI und HueFO verbindet eine starke vertrauensvolle Partnerschaft. Seit 2007 wurden in enger Zusammenarbeit bereits mehrere Projekte umgesetzt.

Dieses Projekt wird gefördert durch private Spenden und:
