Mosul General Hospital: Nothilfe für die Kinder West-Mossuls
Nach der Besetzung Mossuls durch den sogenannten Islamischen Staat und der anschließenden Befreiung der nordirakischen Stadt ist das Gesundheitssystem nahezu komplett zusammengebrochen. Allein Teile des Mosul General Hospitals stehen noch und werden heute zur Notversorgung, besonders von Kindern und Frauen, genutzt. Doch ein Mangel an Personal und Ressourcen führt weiterhin zu vermeidbaren Todesfällen.
SODI solidarisiert sich mit den Menschen in Mossul und engagiert sich partnerschaftlich mit dem Mosul General Hospital für eine Verbesserung der medizinischen Versorgung von Frauen und Kindern.
Mosul General Hospital: Medizinische Nothilfe im Irak
Im Juli 2017 wurde Mossul, die größte Stadt des Nordiraks, von der Besetzung durch den sogenannten Islamischen Staat (IS) befreit. Die militärische Großoffensive gilt als eine der größten humanitären Krisen der Neuzeit. Die Besetzung Mossuls (2014 bis 2017) durch den IS und die Folgen der Befreiung führten nahezu zur kompletten Zerstörung der lokalen Infrastruktur sowie der Gesundheitsversorgung. Auch das Mosul General Hospital wurde durch die Besetzung und Kampfhandlungen stark beschädigt.
Obwohl ein Großteil des Krankenhauses und der Geräte verbrannte, leistete das Mosul General Hospital bereits während der Befreiung der Stadt medizinische Nothilfe, Hilfe, die mangels Ressourcen oft nur ehrenamtlich geleistet werden konnte. Für Frauen und Kinder, die besonders unter der Besetzung litten und die über Jahre keine medizinischen Hilfen zur Verfügung hatten, wurde im August 2017 eine eigene Abteilung im Krankenhaus eröffnet. Hier erhalten die Patient*innen sowohl psychologische als auch medizinische Betreuung. Hinzu kommt die Betreuung von stark unterernährten Kindern und der reguläre Betrieb der Notaufnahme. „Jeden Tag kommen ca. 100 Kinder im Krankenhaus an. Sie leiden oft unter unbehandelten Verletzungen und Unterernährung“, berichtet Edessa Ramos, Projektkoordinatorin des Krankenhauses.
Bis heute sind staatliche Strukturen so schwach, dass eine reguläre Versorgung des Krankenhauses mit finanziellen Ressourcen für Gehälter und Sanitätsartikel kaum möglich ist. Vor allem private Spenden und persönlicher Einsatz ermöglichten bisher den Wiederaufbau und Betrieb. Die Zahl der vermeidbaren Todesfälle ist seitdem kontinuierlich zurückgegangen. Doch noch immer fehlt es an Fachpersonal, aber auch an medizinischen Geräten und Materialien.
Deshalb solidarisiert sich SODI mit den Menschen in Mossul! Die personellen und medizinischen Kapazitäten des Krankenhauses sollen durch eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zeitnah gesteigert werden, um die Versorgung der Bevölkerung in Mossul zu verbessern. Neben dem Auffüllen der medizinischen Vorräte sollen zwei zusätzliche Krankenpfleger*innen eingestellt werden, damit Kinder auch in der Nacht versorgt werden können. Bisher ist oft nur eine ambulante Versorgung möglich, weil Nachtschichten personell nicht abgedeckt werden können. Die Gehälter von zwei Notärzt*innen und einem Kinderarzt werden außerdem bezuschusst, denn mit ihrer teils ehrenamtlichen Arbeit können sie kaum ihre eigenen Familien versorgen.
Seit 2018 wurde in einem zusätzlichen Projekt mit den Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners e. V. zum einen die psychosoziale Abteilung des Krankenhauses im Rahmen von Personalkostenzuschüssen unterstützt. Zum anderen fanden notfallpädagogische Trainings für das medizinische Personal in der Region Dohuk statt. Sechs Menschen absolvierten eine Seminarrunde im August und eine Vertiefung im September. Die traumapädagogischen Schulungen nach der Waldorfpädagogik verbessern die Qualität der Arbeit.
„Die Kursinhalte trafen auf reges Interesse bei den Teilnehmer*innen und Beispiele aus der eigenen Praxis konnten lebhaft in der Gruppe zu aller Nutzen disku-tiert werden.(Edessa Ramos, Projektmanagerin)“
SODIs Partner vor Ort: Das Mosul General Hospital
Das Gesundheitssystem Mossuls galt vor der Krise als vorbildlich, besonders das Mosul General Hospital war für seine qualitativ hochwertige Versorgung vor allem ärmerer Bevölkerungsschichten bekannt. Von März bis Juli 2017, während einer der größten humanitären Krisen der Neuzeit – der militärischen Offensive auf die Stadt zur Befreiung vom IS - haben die Ärzt*innen und Mitarbeiter*innen des Krankenhauses als Freiwillige gearbeitet. Geführt durch Dr. Azeez M. Azeez und Dr. Noor Khalid, haben sie die medizinische Behandlung und Versorgung der Zivilbevölkerung trotz des Mangels an Materialien und Infrastruktur in einem teilweise abgebrannten Krankenhaus sichergestellt. Das Krankenhaus unterstützte auch freiwillige Ersthelfer*innen an den Frontlinien durch aktive Mithilfe und Koordination der Maßnahmen. Unter schwierigen Bedingungen und mit einfachsten Mitteln mussten schwere Verletzungen behandelt und Menschenleben gerettet werden.
Heute setzt das Mosul General Hospital seine Arbeit mit den gleichen hohen Qualitätsansprüchen weiter fort, während es sich den Herausforderungen einer Stadt in Ruinen und einer Bevölkerung in Not stellt.