Sichere Ernährung für Betroffene von Zyklon Idai

Mosambik ist laut Klima-Risiko-Index eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder in Afrika. Immer wieder wechseln sich Dürreperioden mit starken Überschwemmungen ab. Gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation Kubatsirana will SODI durch ökologische Lösungen und Frühwarnsysteme für Naturkatastrophen die Situation von Kleinbäuer*innen in Zentralmosambik verbessern.
Ausgangssituation
In Mosambik hat die Klimakrise schon heute schwerwiegende Folgen. Das Land liegt an dritter Stelle der afrikanischen Staaten, die am meisten von klimabedingten extremen Wetterereignissen betroffen sind. Insbesondere immer häufiger in Südostafrika auftretende Zyklone stellen die lokale Bevölkerung vor große Probleme. Erst Anfang 2021 sorgte Zyklon Eloise für Stürme sowie übermäßig starke Regenfälle.
Weitaus drastischer waren allerdings die Auswirkungen von Zyklon Idai, der im März 2019 Zentralmosambik verwüstete. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h forderte der Sturm in Mosambik mindestens 602 Tote, mehr als 1.641 Menschen wurden verletzt und etwa 1,7 Mio. Mosambikaner*innen wurden geschädigt. Wohnhäuser, Gesundheitszentren, Schulen und andere Gebäude wurden zerstört. Riesige landwirtschaftliche Flächen, über 80 Prozent der kurz bevorstehenden Ernte, Nutztiere sowie grundlegende Infrastruktur gingen verloren. Idai hinterließ massiv verschlammte Böden. Die bis zu 1 Meter dicke Schlammschicht verhinderte den erneuten Anbau auf den Feldern. Die Region befindet sich auch 2021, fast zwei Jahr nach dem Zyklon, immer noch im Wiederaufbau. Die Mehrheit der Menschen in der Projektregion lebt von Subsistenzwirtschaft. Dies bedeutet, dass sie die Mehrheit ihrer Erträge überwiegend für ihre Familien verwenden und nur einen geringen Teil verkaufen können. Der Anbau sorgt aktuell jedoch für eine eher einseitige Ernährung aus Mais und Bohnen sowie mit wenigen tierischen Proteinquellen wie Fisch.
Zusammen mit der Organisation Kubatsirana, die in den Provinzen Sofala und Manica aktiv ist, setzt SODI seit April 2021 das Projekt zur sicheren Ernährung der von Zyklon Idai betroffenen Kleinbäuer*innen um.


Maßnahmen
Damit die Menschen in der Region auf kommende Naturkatastrophen besser vorbereitet sind, setzen SODI und Kubatsirana auf ökologische Anbaumethoden, starken Zusammenhalt in der Gemeinschaft und Früherkennung von möglichen Katastrophen.
Nach den Erfahrungen der letzten Jahre wollen wir den schon heute von der Klimakrise betroffenen Menschen solidarisch beistehen und sie auf zukünftige extreme Wetterereignisse vorbereiten.
Ökologisches Wissen und ausgewogene Ernährung in der Gemeinde verankern
Das lokal vorhandene Wissen zur Landwirtschaft wird durch Workshops zur Agrarökologie ergänzt. Dabei werden den Kleinbäuer*innen landwirtschaftliche Techniken und Methoden vermittelt, um Hunger, Unterernährung und die Verbreitung von Krankheiten zu minimieren.
Um den 800 kleinbäuerlichen Familien eine sichere und gesunde Ernährung zu ermöglichen, werden folgende Maßnahmen durchgeführt:
- Verteilung von Saatgut, Werkzeug und Schulung in Agrarökologie
800 Familien erhalten Saatgut (Mais, Bohnen, Gemüse, Süßkartoffeln) und Werkzeug. Sie werden von ihren Gemeinden nach gemeinschaftlich festgelegten Kriterien ausgewählt. 240 Kleinbäuer*innen erhalten zudem Schulungen in Agrarökologie und verbreiten ihr neues Wissen. Dabei lernen sie, Dünger herzustellen, Saatgut zu präparieren oder landwirtschaftliche Produkte zu lagern.
Auf zwölf Demonstrationsfelder werden die neuen Anbaumethoden praktisch angewendet. Agraringenieur*innen von Kubatsirana und die Assoziationen der Kleinbäuer*innen errichten die Felder gemeinsam. Die Erträge der Kleinbäuer*innen werden auch gesteigert, da die Pflanzenkulturen besser an den Klimawandel angepasst sind.
- Trainings zur Fischzucht
Das Wissen um die Konstruktion von Fischbecken und die Zucht von Fischen ermöglicht den Familien, selbst ihre Ernährung zu verbessern. Gleichzeit bietet die Zucht eine zusätzliche Einkommensquelle. Zwölf Fischbecken werden zur Demonstration erbaut und später von den Assoziationen gepflegt.
- Bewässerungssysteme
Mit sechs Bewässerungssystemen werden die Felder der Kleinbäuer*innen unabhängiger vom Niederschlag und können auch Dürrephasen überstehen.
- Mütter lernen ausgewogene und gesunde Ernährung
In der Projektregion gibt es vier Entbindungsstationen, in denen die jungen Mütter bis zu zwei Wochen verweilen. Diese Orte bieten mit Demonstrationsfeldern und Trainings zur gesunden Ernährung und Agrarökologie zukünftig einen Zugang zu wichtigem Wissen für die Mütter in der Region, um ihre Kinder ausgewogen zu ernähren.
Assoziationen und Saatgutbanken
Nach dem Prinzip der Wissensweitergabe sollen die ökologischen Anbaumethoden in der Region verbreitet werden. Saatgutbanken sichern die durch das Projekt etablierte Diversität auf den Feldern.
- Gründung von sechs Assoziationen
Sogenannte Assoziationen sind Gruppen aus bis zu 30 Kleinbäuer*innen, die sich gegenseitig unterstützen und Wissen austauschen. Die Gruppen erhalten Weiterbildungen und Beratungen für die Vermarktung ihrer Produkte, aber auch über den Zugang zu Mikrokrediten. Die Gruppen unterstützen das Projekt ebenfalls durch die Wartung der Demonstrationsfelder oder als Multiplikator*innen in ihren Gemeinden.
- Saatgutbanken etablieren
Die zwei Saatgutbanken haben eine zentrale Funktion für die gesunde Ernährung der Menschen. Kleinbäuer*innen liefern ihr überschüssiges Saatgut ab. Mitarbeiter*innen der Saatgutbank bereiten es für die Lagerung und den Verkauf vor. Einen kleinen Teil der Erlöse behält die Saatgutbank für ihren Betrieb, der Rest kommt den Kleinbäuer*innen zugute.
- Einkommen und Austausch durch Märkte
Durch neu organisierte Märkte sollen die Kleinbäuer*innen nach Rotationsprinzip die Chance haben, ihre Produkte zu verkaufen. Hierdurch entstehen Austausch, ein Marktzugang und die Verknüpfung der lokalen Wertschöpfungsketten.
Frühwarnung vor Naturkatastrophen
- Während des Projektes werden in jeder der zwei Projektregionen ein Komitee für das Risikomanagement von Naturkatastrophen gegründet und ausgebildet. Ihre 25 freiwilligen Mitglieder aus verschiedenen gesellschaftlichen Positionen (Angestellte, Bäuer*innen, Lehrer*innen uvm.) halten regelmäßigen Kontakt zum Nationalen Institut für Katstrophenmanagement sowie dem Nationalen Wetterinstitut. Zudem erhalten sie Radios, um regelmäßig die Wettervorhersage hören zu können. So sind sie in der Lage, nahende Katastrophen frühzeitig zu erkennen, aber auch, ihre landwirtschaftlichen Aktivitäten wie die Aussaat besser zu planen.
Partnerorganisation Kubatsirana
Kubatisrana bedeutet „Gegenseitige Hilfe“. Die Organisation ist seit 1995 in der zentralmosambikanischen Provinz Manica tätig. Sie arbeitet zu den Themen Gesundheit, Hygiene, Landwirtschaft, Bildung, Unterstützung benachteiligter Kinder und zur politischen Beteiligung auf Lokalebene. Gegenwärtig arbeiten 36 feste Mitarbeiter*innen und 350 Freiwillige für die mosambikanische Organisation. SODI arbeitete erstmals 2019 in der Nothilfe während Zyklon Idai mit der Organisation zusammen.

Dieses Projekt wird gefördert durch private Spenden und:
