Traditionelles Saatgut zur Ernährungssicherung
Ökologische Landwirtschaft ist nach Ansicht unseres Partners TCOE die einzige nachhaltige Lösung, um langfristig Ernährungssicherheit in den ländlichen Gemeinschaften Südafrikas zu erreichen. Daher unterstützt SODI in der Provinz Eastern Cape vier Farmerinitiativen bei der Züchtung traditionellen Gemüses.
Die Provinz Eastern Cape gehört zu den ärmsten Regionen Südafrikas. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebte 2010 unterhalb der Armutsgrenze. Familien auf dem Land sind dabei besonders von Armut betroffen. 60 bis 80 Prozent ihres Haushaltseinkommens werden für den Erwerb von Nahrungsmitteln ausgegeben. Das restliche Geld wird oftmals für Samen und Setzlinge verwendet. Dabei bleibt den Kleinbauern aus finanziellen Gründen oft nur die Möglichkeit auf zwar kostengünstige, aber nur einjährig nutzbare gen-modifizierte Organismen zurückzugreifen. Da diese Pflanzen nur einjährig nutzbar sind, werden die Kleinbauern gezwungen, jährlich neue Samen für die Pflanzzeit zu kaufen. Eine aktuelle Studie von TCOE zeigt auch, dass der forcierte Cash Crop Anbau – damit ist der Anbau von Feldfrüchten gemeint, die für den Verkauf und Export und nicht für den eigenen Bedarf bestimmt sind – in der Provinz kaum einen Beitrag zur Nahrungssicherung leistet. Zugleich wird durch die Nutzung von gen-modifizierten Organismen und dem Einsatz (agro-)chemischer Mittel die Bodenqualität gemindert. Langfristig verringert sich der Ertrag der zur Verfügung stehenden Anbaufläche weiter, bis letztendlich der Boden so unfruchtbar ist, dass darauf kaum noch Pflanzen gedeihen. Durch diese Art von Landwirtschaft sehen sich die Kleinbauern einer unsicheren Ernährungssituation mit immer wenigeren vielfältigen Agrarprodukten gegenüber.
Ökologischer Landbau, Saatgutsouveränität und agrarische Vielfalt als Schlüssel zu einer nachhaltigen Landwirtschaft
Ökologische Landwirtschaft kann die Ernährungssicherheit verbessern, da umweltschonender produziert wird und kein mineralischer Dünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Dadurch bleibt die Bodenfruchtbarkeit erhalten. Hier möchte das SODI-Projekt ansetzen: Durch die Stärkung der ökologischen Landwirtschaft und der agrarischen Vielfalt – durch die nachhaltige Nutzung von neuenstandenen Anzuchtbeeten und Saatbanken zum Erhalt traditionellen Saatguts – soll die Ernährungsgrundlage in der Provinz Eastern Cape verbessert und somit eine nachhaltige Reduzierung der Armut erreicht werden.
Mercia Andrews, Direktorin von TCOE, sieht die Aufgabe ihrer Organisation unter anderem darin, „sicherzustellen, dass FarmerInnen die Möglichkeit bekommen, die notwendigen landwirtschaftlichen Kenntnisse zu erlernen. Dazu bieten wir als landwirtschaftliche Organisation den FarmerInnen umfangreiche Unterstützung an. Mit Saatbanken und der eigenen Züchtung von Samen erhalten Kooperativen und FarmerInnen bessere Chancen.“
Vor Ort wird das Projekt von unserem südafrikanischen Partner „Trust for Community Outreach and Education“ (TCOE) in Zusammenarbeit mit den vier Farmerinitiativen „Rural People’s Movement“, „Ilizwi Lamafama“, „Makukhanye“ und „Siyazakha“ durchgeführt.
Im Rahmen des Projektes sollen Mitglieder der vier Farmerinitiativen die effektive und nachhaltige Nutzung von Beeten, die speziell für das Anzüchten von Setzlingen verwendet werden, erlernen. Daneben wird durch die Nutzung der Anzuchtbeete und Saatbanken die Saatgutsouveränität der Kleinbauern gestärkt. Außerdem bleibt durch die Saatbanken die ökologische Vielfalt erhalten, indem neben „klassischen“ Nutzpflanzen wie Kartoffeln vor allem traditionelle Nutzpflanzen wie Marotse Melon, Bizana Beans oder Golden Beauty Mais angebaut, gezüchtet und weitergeben werden.
Stärkung der Initiativen durch Ausbildung
50 Frauen aus vier Farmerinitiativen werden durch vielfältige Trainingsmaßnahmen qualifiziert. So gehören sowohl das Pflanzen und Ernten von Setzlingen, der Aufbau von Komposteinrichtungen und Saatbänken als auch die Züchtung und Verbreitung traditionellen Saatguts zu den verschiedenen Workshops, die die Frauen in den nächsten Monaten absolvieren. Im Anschluss an die Trainingsmaßnhamen geben sie das Erlernte an die mehr als 6.000 Mitglieder der Farmerinitiativen weiter. Unter den 50 Frauen sind auch vier anerkannte Frauen aus den Initiativen. Sie werden zunächst für die Pflege der vier Beete, die für die Anzucht der Setzlinge vorgesehen sind, sowie für den Aufbau der Saatbanken ausgebildet und übernehmen im Anschluss die Verantwortung darüber. 80 Frauen (20 pro Farmerinitiative) erhalten Saatgut für ihre eigenen Gärten. Auch die Mitglieder der Farmerinitiativen tragen ihren Teil zum Projekt bei. So stellen sie die Gartenwerkzeuge für die Durchführung der Workshops sowie für die Arbeit auf dem Feld und die anschließende Ernte bereit.
Erfahren Sie mehr im Projektflyer (PDF).