Tschernobyl nicht vergessen

„Durch die größere Körperoberfläche und das noch nicht adäquat ausgeprägte Immunsystemsind Kinder und Jugendliche für die Auswirkungen von Radioaktivität besonders anfällig“, erklärt Dr. Alex Rosen, Kinderarzt und Mitglied IPPNW (Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges).
Ausgangssituation
Über 30 Jahre liegt der Schatten der Tschernobyl-Katastrophe schon über weiten Gebieten von Belarus. Bis zu 70 Prozent des radioaktiven Niederschlags fielen in diesem Land. Dies führt bis heute zu gesundheitlichen Belastungen, vor allem bei Kindern. „Durch die größere Körperoberfläche und ein noch nicht adäquat ausgeprägtes Immunsystem sind Kinder und Jugendliche für die Auswirkungen von Radioaktivität besonders anfällig“, erklärt Dr. Alex Rosen, Kinderarzt und Mitglied IPPNW (Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges). In Belarus geht man alleine von 400.000 Kindern aus, die an den Folgen der Katastrophe leiden. Ständig erkranken neue Kinder aus der Region an Krankheiten, die durch das radioaktive Element Cäsium 137 hervorgerufen werden, das über belastete Nahrung, Wasser oder Rauch aufgenommen wird. Meist leiden die Betroffenen unter Lungen- und Blutkrebs oder an Herz-Kreislauferkrankungen. Die anhaltende Belastung ruft auch vermehrt Behinderungen hervor.
Seit 1996 engagiert sich SODI gemeinsam mit Partnerorganisationen für die strahlengeschädigten Kinder und ihre Familien in den am stärksten vom radioaktiven Niederschlag betroffenen belarussischen Regionen.






Wissenschaft ist die Grundlage für Veränderung
Das unabhängige Strahleninstitut BELRAD, welches sich der Aufklärung und dem Kampf gegen die atomare Verstrahlung nach Tschernobyl verschrieben hat, führt seit 1996 in den Gebieten Gomel, Brest, Mogilew, Minsk und Witebsk Untersuchungen von Kindern und deren Nahrung durch. So konnten die besonders belasteten Kinder in Erholungsurlaube geschickt, Aufklärungsveranstaltungen und Strahlenmessung an Schulen sowie Pektinkuren zur Reduktion der Strahlenbelastung durchgeführt werden.
Mittels einer mobilen Messstation werden die betroffenen Familien über gesunde, unbelastete Lebensmittel aufgeklärt und erhalten Gesundheitsberatungen.
Als dritte Komponente wird eine Langzeitstudie über das Leben in den strahlenbelasteten Gebieten z. B. im Dorf Otwerschitschi umgesetzt. Die Studie berichtet über den Gesundheitszustand der Bevölkerung und macht auf die Problematik aufmerksam.