Unterstützung geflüchteter Rom*nja
Die Verteilung von Gutscheinen verschiedener Art soll geflüchteten ukrainischen Rom*nja in Moldau dabei helfen, ein menschenwürdiges Leben zu führen und die Grundversorgung mit lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen. Zudem startet PFR Romni eine Aufklärungskampagne, die das Verständnis der moldauischen Mehrheitsbevölkerung gegenüber den Rom*nja fördern soll.
Die Ausgangssituation
Schätzungsweise 5.000 Schutzsuchende
Von den ca. 100.000 vor dem Krieg geflüchteten ukrainischen Rom*nja sind rund 5.000 nach Moldau geflohen. Da die Rom*nja-Männer zwischen 18 und 60 Jahren zum Kriegsdienst in die Armee der Ukraine eingezogen wurden, handelt es sich bei den Schutzsuchenden zu 90% um Frauen, Kinder und ältere Menschen. In Moldau begegnet den Rom*nja-Geflüchteten nicht selten offene Ablehnung, da in der Mehrheitsgesellschaft ihnen gegenüber viele Vorurteile bestehen. So hielt ein UN-Bericht schon 2014 fest, dass gerade moldauische Rom*nja-Frauen gehäuft Opfer sexistischer, rassistischer und sozialer Diskriminierung werden. Generellgilt, dass Rom*nja in Moldau stärker von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen sind als die Mehrheitsbevölkerung. All dies droht nun auch den ukrainischen Rom*nja. Zudem sehen sie sich von der durch die moldauischen Behörden organisierten Hilfsgüterverteilung teilweise oder ganz ausgeschlossen.
Hohe Hürden bei der Hilfestellung
Dies liegt nicht nur an den beschriebenen Vorbehalten gegenüber Angehörigen der Rom*nja, sondern auch daran, dass viele von ihnen keinen offiziellen Geflüchteten-Status besitzen. Denn viele der Rom*nja verfügen in Moldau weder über Personaldokumente noch über eine Meldeadresse, die für den Erhalt staatlicher Unterstützung notwendig sind. Auch meiden sie den Kontakt zu Behörden, da sie in der Vergangenheit oft mit Diskriminierung konfrontiert waren. Zudem dürfen anerkannte Geflüchtete Moldau für maximal 45 Tage verlassen, was der Gewohnheit widerspricht, wiederholt für längere Zeit zum Beispiel in die Ukraine auszureisen, um Rom*nja-Familien und Verwandte zu besuchen. Ohne Geflüchteten-Status besitzen die ukrainischen Rom*nja jedoch in der Regel keine Arbeitserlaubnis und sind von staatlichen Sozialprogrammen ausgeschlossen. So sind 94% von ihnen nicht in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen.
Maßnahmen
Um dem abzuhelfen haben PFR Romni und SODI ein Projekt geplant, dass den Lebensunterhalt von Rom*nja-Familien aus der Ukraine in und um Chişinău gewährleisten soll. Zudem ist eine Sensibilisierungskampagne in moldauischen Medien zur Situation von Rom*nja mit Fluchterfahrung geplant. Angelegt ist das Projekt für den Zeitraum von Juni 2023 bis Mai 2024 und wird mit Mitteln des Bündnisses „Aktion Deutschland Hilft“ finanziert.
Humanitäre Hilfe und Aufklärungsarbeit
Nahrungsmittelgutscheine
Insgesamt sollen rund 300 Rom*nja von der Verteilung von Nahrungsmittelgutscheinen im Wert von je 50 Euro profitieren, um bei einer moldauischen Supermarktkette Grundnahrungsmittel wie Gemüse, Fleisch und Fisch zu erwerben. Mit den Gutscheinen können Rom*nja selbst entscheiden, welche Nahrungsmittel sie für ihre Familie kaufen. Dies stärkt die Würde und das Selbstvertrauen der Rom*nja.
Hygiene- Gutscheine
Ebenso sollen pro Monat Gutscheine im Wert von je 30 Euro an 48 Familien mit Kindern unter sieben Jahren verteilt werden, die den Bedarf an Windeln, Babypuder, Cremes und Nuckeln abdecken.
Gutscheine für Winterkleidung für Kinder
Zuzüglich dazu werden Gutscheine für Winterkleidung verteilt. Mit ihnen können Eltern warme Kleidung wie Jacken, Socken und Winterschuhe für insgesamt 100 Kinder bis 16 Jahre erwerben.
Medizin- Gutscheine
Insgesamt 100 Gutscheine im Wert von je 55 Euro werden an die Begünstigten im Rahmen des Projektes verteilt. Damit soll eine Grundversorgung an medizinische Arzneimitteln sichergestellt werden, die von Schmerzmitteln und Nasensprays bis hin zu blutdrucksenkenden Mitteln reicht.
Aufklärungsarbeit in Moldau
Um die moldauische Mehrheitsgesellschaft für die Belange der Rom*nja zu sensibilisieren, werden auf BAS TV ein Video und auf Moldova.org zwei Artikel veröffentlicht. Das Video bietet einen Einblick in das Leben einer Familie, die aus der Ukraine nach Moldau geflohen ist und schildert die Hindernisse und Probleme, mit denen sie konfrontiert ist.
Projektpartner PFR Romni
PFR Romni steht für Platforma Femeilor Rome „Romni“, zu Deutsch „Roma-Frauenplattform Romni“. Die NGO ist seit 2016 in Moldau aktiv und setzt sich dort für die Integration der Roma-Minderheit ein mit besonderem Fokus auf die Belange der Rom*nja-Frauen.
Präsidentin von PFR Romni ist die frühere Journalistin Elena Sirbu. Bestens in der Medienwelt ihres Landes vernetzt, genießt sie sowohl bei den hiesigen NGOs als auch bei Rom*nja-Gemeinschaften über die Grenzen Moldaus hinaus hohes Ansehen. Getragen wird die NGO mit Sitz in der moldauischen Hauptstadt Chişinău durch ein motiviertes Projektteam als auch von freiwilligen Helfer*innen.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges unterstützt PFR Romni auch Rom*nja, die aus der Ukraine nach Moldau geflohen sind. Bei dem vorliegenden Projekt handelt es sich um die erste Zusammenarbeit zwischen PFR Romni und SODI.
Marie Robinski
Programm-Managerin Ost- und Südosteuropa, Ukraine und Anrainerstaaten
marie.robinski@sodi.de