Nachhaltige Landwirtschaft in Vietnam
Ökologische Nachhaltigkeit
Vietnam‘s Landwirtschaft steckt in einer Krise: Kautschukplantagen, schnellwachsende Akazien für die Holzindustrie und Monokulturen verdrängen die ökologische Vielfalt und traditionelles Wissen in der Provinz Quang Binh. Mit dem Prinzip der Agrarforstwirtschaft erneuert unsere Partnerorganisation CENDI das ökologische Gleichgewicht und stärkt die Souveränität der Kleinbäuer*innen und ihre Rechte. Gemeinsam verbessern sie so das Einkommen und die Ernährung der Bevölkerung.
Ausgangssituation
75 Prozent der Waldflächen in Vietnam werden von staatlichen Forstbetrieben verwaltet. Eine Reform ist dringend notwendig, denn die meisten Nutzungskonzepte sind stark geprägt von Monokulturen, Hybridpflanzen sowie dem Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden. Jene belasten den Boden und stellen eine finanzielle Last für die Menschen dar. Der Druck der Marktproduktion in diesem Gefüge drängt die Kleinbäuer*innen in wirtschaftliche Abhängigkeit. Statt sie zu unterstützen, plant die Regierung, die Fläche für Plantagen in ganz Vietnam fast zu verdoppeln. Neben dem Wald als Lebens- und Einkommensgrundlage, verblasst durch die industrielle Landwirtschaft das regionale Wissen über Pflanzen und deren traditionelle Nutzung. Eine Bewirtschaftung nach altem Gewohnheitsrecht und fehlende verbriefte Landrechte verschlechtern die Situation der ethnischen Minderheiten der Region zusätzlich. In der strukturschwachen Bergregion des Distrikts Tuyen Hoa im Nordwesten der Region leben 30 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die intensive Nutzung des Waldes und fehlende Biodiversität erhöhen die Bodenerosion, gefährden den Wasserhaushalt und verringern so die Chance auf Einkommen und angemessene Ernährung der Bevölkerung.
Maßnahmen
Gemeinsam mit CENDI unterstützt SODI die nachhaltige Nutzung des Landes von Kleinbäuer*innen durch Agrarforstwirtschaftsprojekte, Informationskampagnen und Trainings. Hierbei werden Methoden der Agrarforstwirtschaft und Permakultur, einer Kombination aus Forst- und Landwirtschaft mit ein- und mehrjährigen Pflanzen, angewendet. Zusätzlich strebt CENDI die wirtschaftliche Stärkung von Kleinbauernfamilien an und unterstützt diese bei der Sicherung ihrer Landrechte sowie der Vermarktung ihrer ökologischen Produkte.
- In einer Baumschule werden Samen und Setzlinge einheimischer Pflanzen gezogen und an die Teilnehmer*innen verteilt. Im Anschluss erfolgt die Vermittlung von praktischem Wissen über ökologische Anbaumethoden, Waldnutzung und die Vorteile von Bienenstöcken zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Unter Berücksichtigung des lokalen Wissens der ethnischen Minderheiten über wilde essbare Pflanzen und Nutzung von Heilkräutern, wird ihre Resistenz gegen Klimafolgen gefördert und gestärkt.
- Zusätzlich zu praktischen Maßnahmen sensibilisieren CENDI und SODI gemeinsam die vietnamesischen Bäuer*innen für die ökologischen und gesundheitlichen Folgen von Hybridsaatgut und Agrochemie, angewendet vor Ort von Großkonzernen wie Monsanto. In der Kritik stehen vor allem die fehlenden Zugänge zu Informationen bzw. deren systematische Zurückhaltung. CENDI wertet Studien zu ökologischen und gesundheitlichen Konsequenzen von Hybridsaatgut und Agrochemie aus und erarbeitet Informationsmaterial für die die Bäuer*innen.
Projektpartner: CENDI
CENDI (Community Entrepreneur Development Institute) engagiert sich für die Stärkung der Souveränität von ethnischen Minderheiten in Vietnam durch Zugang zu Landrechten und Förderung ökologisch nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft. Ein besonderer Fokus ihrer Arbeit liegt auf der Regeneration heimischer Wälder und der Wiederherstellung der Biodiversität mit lokalen Spezies.
Die vietnamesische NGO wurde 2015 von Fachkräften der Biologie, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Ethnologie und Wirtschaftswissenschaften gegründet.