Unser Spenden-Aufruf mit Bitte um Unterstützung der Geflüchteten aus der Ukraine hatte eine erfreuliche Resonanz. Wir wollen uns dafür bei allen Spender*innen herzlich bedanken. Das Leid der Menschen in der Ukraine ist uns eine Mahnung, dass Frieden ein unverzichtbares und fragiles Gut ist. In der Republik Moldau und in Ungarn kooperieren wir mit derzeit zwei Projektpartnern zur Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine, die wir Ihnen auf dieser Seite vorstellen wollen.
Besorgt blicken wir auch auf die Auswirkungen des Krieges in anderen, von Krisen betroffenen Regionen der Welt. Der Krieg in Europa ist mit einer der Hauptgründe für weltweit rasant steigende Lebensmittelpreise, die in vielen Ländern eine bereits vorhandene Ernährungskrise drastisch verschärfen. Umso wichtiger ist es, dass die bisherige Projektarbeit von SODI unvermindert weiter gehen kann.
Wie viele andere Spendenorganisationen haben wir seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs einen Rückgang an freien Spenden verzeichnet. Das Engagement für die Geflüchteten aus der Ukraine ist richtig und wichtig, gleichzeitig dürfen wir die Menschen in den anderen Krisenregionen nicht vergessen. Wir bitten Sie daher um Ihre Spende für unsere weltweite Projektarbeit und damit um Ihre Unterstützung für Menschen im Globalen Süden. Für ihre Unterstützung danken wir Ihnen im Namen von SODI und unseren Projektpartnern sehr herzlich.
Republik Moldau: Hilfe für ukrainische Geflüchtete
Gemeinsam mit der Partnerorganisation „Moştenitorii“ unterstützt SODI zwei ländliche Unterkunftszentren und über 50 privat untergekommene Geflüchtete, mit insgesamt über 100 Kindern, mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten. Außerdem ermöglicht das Projekt eine juristische und psychologische Beratung in sechs Geflüchtetenzentren. Drei dieser Zentren werden darüber hinaus mit technischer Ausstattung und einer Kinderbetreuung unterstützt..
Ungarn: Versorgung und Beratung für Rom*nja
Ukrainische Rom*nja sind in Ungarn von Rassismus betroffen. Im Projekt mit unserer Partnerorganisation Roma Gadje Dialogue Through Service (RGDTS) erhalten sie eine Erstversorgung an Notwendigkeiten wie Essen und Hygieneprodukten. Zudem unterstützt das Projekt die geflüchteten Rom*nja darin, bürokratische Hürden des Registrierungsprozesses zu überwinden.
Olga, die aus Butscha geflohen ist, berichtet von dem, was sie erlebt hat.
"Guten Tag, mein Name ist Olga. Ich komme aus der Region Kiew, aus der Stadt Butscha. Wir lebten dort mit meiner Familie. Ich bin 47 Jahre alt. Ich habe einen Sohn und eine Tochter (sie ist meine Schwiegertochter, aber ich nenne sie Tochter) und zwei Enkelkinder.
Wie haben Sie diese Zeit überstanden?
Als der Krieg begann, war unser kleiner Enkel fünf Tage alt. Es kam sehr unerwartet. Über den Krieg haben viele geredet, aber daran zu glauben, dass er stattfinden würde, davon hat uns unser Unterbewusstsein abgehalten. Als wir in den frühen Morgenstunden angegriffen wurden, um 7 Uhr, waren Granaten und Explosionen zu hören. Wir fassten den Entschluss, die Stadt zu verlassen, aber das war unmöglich. Das Kind war sehr klein.
Es wurde gesagt, dass der Weg sehr hart sei. Die Menschen konnten manchmal innerhalb von 16 Stunden nicht nach L‘viv [Lemberg, Stadt im Westen der Ukraine] gelangen. In Friedenszeiten kam man dort innerhalb von 6 Stunden hin. Deshalb warteten wir ein paar Tage und hofften, dass sich alles beruhigen, friedlich werden würde. Doch die Angriffe wurden immer häufiger.
Wir blieben zu Hause. Meine Kinder hatten Angst, sie wollten nicht einmal in den Keller gehen. Wir blieben und hielten uns an die 2-Wände-Regel: Wenn man sich drinnen aufhält, sollte man auf allen Seiten durch mindestens zwei Wände von der Straße getrennt sein. Wir haben die ganze Zeit in diesem einen Zimmer gelebt.
Am 3. März kamen sie [die Russische Armee] zu uns. Unser Dorf war besetzt. Unsere Straße ist sehr klein. Auf unserer Seite befinden sich drei Häuser, auf der gegenüberliegenden Seite fünf. Es ist nicht mal eine Straße, sondern eher eine Gasse mit dem Buchstaben "G", wie eine Einfahrt für die Leute, die da wohnen. Wir hatten 17 Panzer in dieser Straße. Das ist sehr unheimlich. Sie gingen durch die Häuser und in jeden Hof. Die Männer wurden herausgezerrt, auf die Knie gezwungen und ihnen wurde ein Maschinengewehr an den Kopf gehalten. Sie warfen Granaten in die Keller. Wer die Tür nicht öffnete, bei dem brachen sie sie auf und schlug die Fenster ein.
Sie kamen zu uns nach Hause, klopften an die Tür und ich fragte: "Wer?". Und was mich bestürzte, als ich die Frage ein drittes Mal wiederholte, sagten sie, sie seien von uns. Ich öffnete die Tür, sie waren zu viert. Es war sehr gruselig, sie sehen so brutal aus. Sie fragten, wer noch zu Hause sei. So sehr wie ich konnte, wehrte ich mich dagegen, sie hereinzulassen. Ich ließ sie nicht zu meinen Kindern hinein. Ich habe versucht, sie so friedlich wie möglich zu bitten, dass unsere Straße aus Großmüttern, Müttern und Kindern besteht, dass wir alle Zivilisten sind, damit sie sie nicht anrühren.
Viele Nachbarn wurden vermisst, junge Leute. Die Kämpfe fanden direkt vor unserem Tor statt. Wir wurden aufgefordert, das Haus nicht zu verlassen: "Wenn ihr am Leben bleiben wollt, geht ins Haus und kommt nicht wieder heraus.“
Dann, am 9. März, kam eine Nachbarin und sagte, sie würden einen grünen Korridor geben. Sie sagte: "Packt schnell und verschwindet.“ Sie (russische Soldaten) hatten die Räder unseres Autos zerstochen, und mein Sohn ging zu einem benachbarten Parkplatz und entfernte die Räder von einem anderen Auto, um die Familie zu retten.
Innerhalb einer Stunde haben wir schnell gepackt, die Kinder eingesammelt und uns ins Auto gesetzt. Dank dieses grünen Korridors sind wir da rausgekommen.
Ich weiß nicht, wie es sonst ausgegangen wäre. Sie wurden von Tag zu Tag verbitterter. Sie haben nicht mehr unterschieden: Mann, Kind, Frau. Alles brannte, das neunstöckige Haus auf der anderen Straßenseite stand in Flammen. Leute, die wir kannten, waren tot. Es gab sie schon nicht mehr.
Jetzt sind wir hier. Wir sind über Vinnitsa nach Moldawien gekommen. Wir haben in Vinnitsa einige sehr gute Leute getroffen. Ich bin ihnen sehr dankbar. Eine Frau, Alena, ließ uns in ihrem Büro übernachten. Sie halfen uns mit Lebensmitteln, es war angenehm warm. Wir wollten in der Westukraine bleiben, aber es gab keine Sicherheit, dass es dort ungefährlich wäre. Als die Menschen immer mehr versuchten ins Ausland zu kommen, begannen auch wir, darüber nachzudenken. Die Sprachbarriere war für mich wichtig. Als wir überlegten, wo wir über die Grenze gehen sollten, haben uns unsere Freunde Moldawien empfohlen. Da hier Russisch gesprochen und Ukrainisch verstanden wird, beschlossen wir, hierher zu kommen. Um die Verständigung zu erleichtern.
Wir wurden hier sehr freundlich empfangen. Wir kamen spät an, waren müde und unsicher, ob das was wir taten, richtig sei. Wir wussten nicht, wie alles ablaufen würde. Wir wurden sehr gut aufgenommen. Wir leben in einem separaten Raum und sie geben uns Essen und versorgen uns mit allem, was möglich ist.
Wir warten darauf, so bald wie möglich in die Ukraine zurückzukehren und wollen nur dort leben."
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